Nie nachlassende Intensität

Musikverein beeindruckt mit Robert Schumanns „Das Paradies und die Peri“

LIPPSTADT    Dass Musik und Poesie miteinander eng verbunden seien, das ist ein Grundgedanke der romantischen Kunsttheorie. Was aber kann einen Komponisten wie Robert Schumann dazu bewegen, sich zu einem Stoff entferntester Poesie anregen zu lassen, wie er ihn in seinem Erlösungsmythos „Das Paradies und die Peri“ bearbeitet hat? Gewiss wollte er zeigen, dass er auch ein weiteres Kompositionsfeld erfolgreich beackern und mit neuen Ansätzen erfüllen konnte, wenn auch eine Oper damit nicht möglich wurde. Vielleicht aber auch gestattete ihm diese Poesie eine Flucht aus „gegenwärtigen Ängsten“. Längst verfolgte ihn sein vor Jahren geäußerter „furchtbarer Gedanke“ wieder, „den Verstand zu verlieren“, und im Herbst vor dem Erscheinen der „Peri“ litt er wieder unter seiner „Nervenschwäche“. 1843 wurde dann dieses Oratorium vollendet und war voll so wunderbarer Musik, dass sich selbst Robert Schumanns Schwiegervater zu lapidarer Zustimmung bereitfand. Aber sie fordert eine am Liedkomponisten Schumann geschulte, sensible Einfühlung sowohl in die vokalen wie die instrumentalen Bereiche.

Das kurze, schwebende Orchestervorspiel setzt dabei den Maßstab für die gesamte Aufführung. Und das gelang der Neuen Philharmonie Westfalen, so zauberhaft, so konzentriert und emotional erfüllt von Burkhard A. Schmitt abgenommen, dass die Hörer, die sich dem nicht besonders zugkräftigen Werk in immer noch erfreulicher Zahl gestellt hatten, von Beginn an eingefangen waren. Burkhard A. Schmitt war es auch, der mit nie nachlassender Intensität, voller Bewusstheit für das Klangpanorama musizierte. Der Chor folgte dabei mit klanglicher Disziplin, dynamischer Flexibilität, stimmlicher Eleganz wie etwa im Eingangschor zum dritten Teil oder artikulatorisch zupackend in den dramatischen Partien. Die Vokalsolisten leisten den größten Beitrag zu Robert Schumanns Komposition. Marietta Zumbült mit strahlkräftigem Sopran als Peri. Dazu Dagmar Linde mit einem Mezzo von großer Variabilität und Einfühlsamkeit, der herausragende, locker geführte Tenor Marcus Ullmann, der im dritten Teil besonders als Oratorienbass überzeugende Jens Hamann und Stephanie Lönne (Sopran) in einer Arie mit strahlender Höhe — alle zusammen aber, und das ist nicht selbstverständlich, in einem klanglich ausgeglichenen Quartett. Susanne Stingl und Heike Standinger durften als Chorsolisten zeigen, über welche Stimmen der Konzertchor Lippstadt verfügt, mit dem Schmitt hervorragend vorbereitet ein selten ausgeführtes Werk dem Lippstädter Publikum geboten hat.