Eine Musik voller Vitalität

Konzert des Duos Brillaner mit dem Cellisten Emanuel Wehse

LIPPSTADT   Sollte man überlieferten Aussagen trauen, dann ist Ludwig van Beethoven die große Popularität seines Septetts op. 20 ein wenig unheimlich erschienen, sogar lästig gefallen. Das klingt ein wenig kokett, denn diese wunderbare Serenadenmusik ist von hohem klanglichen Reiz und Einfallsreichtum, großem Farbreichtum und von glänzender Zuordnung der jeweiligen instrumentalen Besonderheiten eines ein wenig ins fast Sinfonische ausgeweiteten Klangspektrum. Eingängige Musik, dem Komponisten vielleicht darum etwas verdächtig. Verständlich also die Raffung des instrumentalen Anspruchs auf die Besetzung mit Klarinette, Violoncello und Klavier, dichter, weniger serenadenhaft. Das Duo Brillaner mit Shirley Brill (Klarinette) und Jonathan Aner (Klavier) spielte es gemeinsam mit dem Cellisten Emanuel Wehse in dieser Fassung beim Kammerkonzert des Lippstädter Musikvereins als eine Musik voller Vitalität, engagiert und feinsinnig, mit Feinzeichnung in den Variationen, im Menuett etwas flüchtig, inspiriert vom pianistischen Farbreichtum des glänzendem Jonathan Aner, immer lebensvoll mit in sich ruhendem Charme. Nach der Pause dann das Klaviertrio d-Moll op. 3 von Alexander von Zemlinsky, der in der letzten Zeit seine Wiederentdeckung erfährt. Ein tiefgründiges im fast ausufernden Eingangsallegro beim dramatischen Auf und Ab mit sich und Johannes Brahms ringend, mit liedhaften Zügen im beinahe wienerischen Andante und mit lapidarem Schlusssatz. Ein packendes Stück Kammermusik, von den Ausführenden bei der kompositorischen Verwühltheit mit fast raffinierter Durchsichtigkeit besonders im Agogischen durchlichtet. Eigenartig, wie beinahe flach danach das so liebenswürdige Beethoven-Trio nachklang. Am Ende eine kleine Zugabe von Max Bruch, ein Stück zum Durchatmen, zugleich der Beweis für die großartige Interpretationsweite der Musikanten dieses beachtlichen Kammerkonzertes.