Emotional packend

Beeindruckendes Mozart-Konzert des Städtischen Musikvereins

LIPPSTADT Es ist ja schon ein kleines Ereignis, wenn sich eine Stadt von der Größenordnung Lippstadts in unseren Zeiten einen neuen Steinway leisten kann und will, wenn sich Sponsoren dafür finden. Ein Kompliment für deren Kunstsinn. Da steht er nun im Stadttheater, und ein Künstler wie der wunderbare Pianist Matthias Kirschnereit, in Lippstadt schon mehrfach gefeierter Gast, stellt ihn mit dem trotz lichter Partien doch sehr dunkel getönten Klavierkonzert d-Moll (KV 466) von Wolfgang Amadeus Mozart vor. Matthias Kirschnereit stellt Steinway vor Er tut dies gleichermaßen mit hoher Sensibilität für die Schwermutsmomente wie für die die Erregung unterbrechenden Ruhemomente und die melancholisch gestimmte Romanze. Das Orchester der Nordwestdeutschen Philharmonie Herford begleitet ihn, konzentriert geführt von dem die Farbwechsel deutlich markierenden Burkhard A. Schmitt. Die etwas uncharmanten Violinen wurden dabei durch lebensvolles, musikantisches Spiel der Bläsergruppe geschönt. Mit seinen Zugaben, vom Publikum begeistert gewünscht, zeigte Matthias Kirschnereit einmal mehr die voluminöse Klangfülle und Ausgeglichenheit des bis in die Höhen voll ansprechenden neuen Instrumentes. Wie wird es erst beglücken, wenn es einmal unangefochten durchgestimmt ist. Den Bösendorfer-Vorgänger kann ich allerdings nicht vergessen. Wolfgang Amadeus Mozarts anrührendes „Requiem“ stand im Zentrum der Konzertstunde. Burkhard Schmitt bot eine Interpretation, die voll aufging. „Requiem“ steht im Zentrum Sie war nicht überquellende Emotionalität angelegt, vielmehr auf höchste Durchsichtigkeit durch präzise Artikulation und auf eine Dynamik, die jeweils der Komposition innewohnende Aussagemomente einleuchtend traf, ohne sie zu überpointieren. Dem Konzertchor Lippstadt gelang eine eindrucksvolle, werkgerechte Darstellung der packenden Mozart-Komposition. Entscheidend dafür war die Ausgeglichenheit der Stimmen, eine dem Dirigat von Burkhard A. Schmitt präzise folgende klangliche Elastizität, überzeugende Intonation (das ist in der anspruchsvollen Sopranpartie besonders zu vermerken) und eine durch alle Stimmen durchgehaltene klangliche Intensität. Das Orchester der Nordwestdeutschen Philharmonie Herford erfüllte das vor Zeiten geheimnisumwitterte, emotional packende Requiem mit großer Innenspannung und Ausgewogenheit zwischen den Orchestergruppen. Ein adäquates Solistenquartett ist nicht nur für das Mozart-Requiem heikel. Marietta Zumbült rang mit erfreulichen Ergebnis mit einer leichten Indisposition, Nohad Becker war mit ausgeglichenem Alttimbre das Solistenzentrum, Anton Saris ist ein souveräner, klangschöner Oratorientenor, Karsten Schröter ein etwas direkter, leicht spröder Bass. Alle Beteiligten aber machten den Konzertabend zu einem berührenden Erlebnis.