Ein absolutes Ausnahme-Ensemble

Schon bei seinem ersten Lippstadt-Konzert vor zwei Jahren bewies das Notos Quartett einen Grad von Vollkommenheit, der den Hörern fast den Atem stocken ließ. Jetzt begeisterten die vier Musiker das Publikum in der Jakobikirche erneut mit ihrem außergewöhnlichen Können.

 

21.09.2022; Der Patriot

Von Alfred Kornemann 

Lippstadt – Welch ein Glück der Wiederbegegnung mit einem Quartett wie dem Notos Quartett in der Jakobikirche Lippstadt. Vor zwei Jahren war es die einzige Veranstaltung, die in der pandemiegetroffenen Saison 2020/2021 des Städtischen Musikvereins stattfinden konnte. Und gleichzeitig war es ein unvergessenes Erlebnis.

Jetzt stand es wieder zum Auftakt der Konzertsaison im Programm des Musikvereins, und es wirkte wie ein Geschenk in einer Zeit, die von einem Oktoberfest besetzt scheint, wenn nicht gar schon wieder mit Coronaängsten belastet. Wie aufrüttelnd wirkt dann ein markiges Eingangs-Allegro von Wolfgang Amadeus Mozart im Klavierquartett g-Moll KV 478, wenn es mit einer solchen Sensibilität gespielt wird wie hier vom Notos Quartett, mit einer solchen Hingabe an den Ausdruckswert und der jeweils angespielten klanglichen Hinwendung, und sei es nur im Miteinander zwischen Cello und Bratsche im Andante und wie alle miteinander im Schluss-Rondo – welche Vollkommenheit, mit der eine absolute Ausnahmeerscheinung beschrieben wird. Und das sind die Mitglieder des Notos Quartetts: Sindri Lederer (Violine), Andrea Burger (Viola), Philip Graham (Violoncello) und Antonia Köster (Klavier), die inzwischen ein weltweites Renommee haben, und dazu trägt auch ihre Programmauswahl bei.

Mit großer Begeisterung wird von ihnen das „Divertissement pour piano et trio à cordes“ von Jean Françaix vorgestellt, das nicht nur wegen seines kantablen Andante, dem charmanten langsamen Satz, sondern wegen seines insgesamt heiteren Wesenszugs und dem hohen Tempo am Schluss im Prestissimo wirklich Freude verbreitete.

Das Hauptwerk des Programms war danach das Klavierquartett Nr. 2 g-Moll op. 45 von Gabriel Fauré, ein dreisätziges Stück, unterbrochen nur von einem hinreißendem Adagio non troppo, bei aller Farbigkeit mit hoher Durchsichtigkeit geboten. Was hier das Notos Quartett an Agogik, an gemeinsamem Accelerando und Diminuendo bis fast in die klangliche Auflösung erreichte, das war phänomenal. Wir haben hier ein absolutes Ausnahme-Ensemble gehört.

Am Ende des Konzertes ließ die Zugabe zur Erinnerung an den Tod von Elisabeth II., „Nimrod“ aus den „Enigma-Variationen“ von Edward Elgar, das Publikum ergriffen zurück.

Phänomenal: Das Notos Quartett bei seinem Konzert in der Lippstädter Jakobikirche. Foto: Schulze