PKF – Prague Philharmonia begeistert im Lippstädter Stadttheater
LIPPSTADT Was eigentlich erklärt den heutigen Erfolg der Musik des Barock, wie er uns im Instrumentalbereich begegnet? Es ist wohl, entsprechend dargeboten, ihrer Vitalität, ihre Musizierfreude, der Effekt der Wiedererkennung, womit dann der Anspruch an den Hörer nicht allzu hoch angesetzt ist. Was an kompositorischem Raffinement die Zeitgenossen erfreute, was ihnen aber auch diese Musik als ein Beitrag zur Geselligkeit bedeutete, das kann der heutige Hörer nur im Ansatz mitbekommen, wenn er sich dieser Musik mit Offenheit, ohne geistig-seelische Vertiefungserwartung hingibt. Ein ganzer Konzertabend wie der beim jüngsten Konzert des Städtischen Musikvereins im Lippstädter Stadttheater kann dann schon eine leichte Erschaffung beim Hörer erzeugen. Nicht aber, wenn es sich bei den Ausführenden um die PKF – Prague Philharmonia handelt. Dieses spritzige Kammerorchester vertrieb alle Gähn-Attacken. Da wurde nicht nur klanglich höchst diszipliniert gespielt, da war die klangliche Ausgeglichenheit durchglüht von einer Spielfreude, die sich am eigenen prachtvollen Gelingen begeisterte. Wunderbarer Oboist Ramón Ortega Quero Antonio Vivaldi, in verschiedenen Kompositionsansätzen vorgestellt, gewann bei der hier gebotenen instrumentalen Intensität, bei der dynamischen Flexibilität mitreißendes Leben. Georg Philipp Telemann, ein sesshafter und überreich schaffender Komponist, überraschte mit einer Ouvertüren-Suite „Les Nations“, ohne bildkräftige Reisereminiszenzen, aber mit musikantischer Phantasie und Klangsinn, von den Prager Musikern mit entsprechendem Witz und in Homogenität gespielt. Auch Giuseppe Sammartinis Konzert für Oboe, Streicher und B.c. (das Cembalo musste sich auch hier an der Grenze zur sichtbaren Mitwirkung bewegen) wurde nicht zum erschlaffenden Sequenzen-Bad. Denn dagegen stand der wunderbare Oboist Ramón Ortega Quero, der mit Spielwitz und technisch-spielerischer Souveränität dem Stück Leben gab. Und wie hinreißend, mit großer dynamischer Breite, verblüffendem Atemvorrat und überzeugender Verzierungssouveränität hatte er schon im ersten Programmteil Johann Sebastian Bachs a-Moll-Konzert BWV 1041 gespielt, damit das Programmgewicht gesetzt. Ähnlich überlegt machte es auch das Prager Orchester, als es an das Ende des zweiten Programmteiles mit der Sinfonie Nr. 1 G-Dur von Carl Philipp Emanuel Bach auf die kommende Zeit eines uns heute schon näherstehenden Joseph Haydn verwies. Auch im 111. Jahr seines Bestehens schwingt sich der Lippstädter Musikverein mit diesem Orchester, diesem Solisten zu Konzertereignissen auf. Und das nächste steht mit dem Atos Trio bevor.
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