Wie geht es weiter? Und wann? Das waren auch beim Städtischen Musikverein Lippstadt die bangen Fragen der letzten Wochen. Jetzt steht es fest: Die Konzertsaison beginnt am Sonntag, 27. September, in der Jakobikirche. Zu Gast ist das Notos Quartett. Dass das preisgekrönte Klavierquartett trotz der angespannter Lage auftreten kann, sei „ein Glücksfall“, so der Musikverein.
Lippstadt – Zumindest was die Kammermusikreihe betrifft, startet der Städtische Musikverein damit nach der großen Unsicherheit der letzten Monate tatsächlich wie geplant in die Saison. Zwischendurch war die Veranstaltung ins größere Stadttheater verlegt worden. Da das bis Mitte November nicht zur Verfügung, zugleich aber die Corona-Regeln für Veranstaltungen gelockert wurden, findet das Konzert jetzt – wie ursprünglich vorgesehen – in der Jakobikirche statt.
Im Gepäck haben Sindri Lederer (Violine), Andrea Burger (Viola), Philip Graham (Cello) und Antonia Köster (Klavier) den Klavierquartettsatz in a-Moll von Gustav Mahler, Wolfgang Amadeus Mozarts Es-Dur Quartett (KV 493) sowie das Klavierquartett in A-Dur op. 26 von Johannes Brahms. Das 2007 gegründete Notos Quartett spüre gerne „verschollene oder schlicht vergessene Werke der Gattung Klavierquartett“ auf, um sie einem breiten Publikum zu präsentieren, heißt es in der Ankündigung. Dazu zähle auch das in Lippstadt gespielte Jugendwerk des Sinfonikers Gustav Mahlers.
Im nostalgischen Rückblick habe der Komponist 1896 geäußert, er sei mit manchen seiner Frühwerke so leichtsinnig umgegangen, dass kaum noch etwas davon vorhanden sei, schreibt der Musikverein und zitiert Mahler mit den Worten: „Das Beste davon war ein Klavierquartett, welches am Schluss der vierjährigen Konservatoriumszeit entstand und großes Gefallen erregte (…). Bei einer Preiskonkurrenz, zu der ich das Quartett nach Russland schickte, ist es mir verloren gegangen.“
Einzig der a-Moll Quartettsatz blieb den Angaben zufolge erhalten. Nun sei Mahler von Jugend an ein leidenschaftlicher, fast besessener Buchleser gewesen. Insofern sei der Fingerzeig des Dirigenten Pierre Boulez sehr erhellend: „Von allem Anfang an kommt bei Mahler die musikalische Form vom Epos und vom Roman her. Er erzählt in Musik“. In diesem Sinne zeigt sich laut Musikverein auch hier das Erzählerische in einer Art Klangrede, die kurz vor der Koda eine ungewöhnlich ausufernde Violinkadenz als Monolog einbaue, um am Schluss in zart getupften Streicher-Pizzicati zu ersterben.
Notos ist in der griechischen Mythologie der Südwind, der wie seine drei Brüdern als Gottheit verehrt wurde. Seine Aufgabe war es laut Musikverein, „das Land im Herbst mit Sturm und Regen durchzuwirbeln“. Für einigen Wirbel sorgte auch das nach ihm benannte Quartett. 2017 wurde das Ensemble in der Kategorie „Nachwuchskünstler des Jahres“ mit dem „Echo Klassik“ ausgezeichnet. Die Freude währte allerdings nicht lange. Schon im nächsten Jahr gaben die vier Musiker die Auszeichnung zurück, um gegen die Verleihung des Schwesterpreises „Echo Pop“ an Farid Bang und Kollegah zu protestieren.
Deren Album „Jung, brutal, gutaussehend 3“ wurde in einer breiten gesellschaftlichen Debatte als antisemitisch und gewaltverherrlichend kritisiert. Viele bekannte Künstler wie Daniel Barenboim, Igor Levit und Marius Müller-Westernhagen schlossen sich dem Notos Quartett an und gaben ihre Preise ebenfalls zurück. Infolge der Debatte wurden die „Echo“-Verleihungen eingestellt. Nachfolgepreis des „Echo Klassik“ ist der „Opus Klassik“.
Wie, wo, wann
Das Konzert beginnt am Sonntag, 27. September, um 18 Uhr in der Jakobikirche. Der freie Vorverkauf beginnt am Freitag, 4. September, in der Kulturinformation im Rathaus, (0 29 41) 5 85 11. Bei der Veranstaltung gelten übliche Corona-Schutzregeln wie die Maskenpflicht auf dem Weg zum Sitzplatz. Dort kann der Schutz abgenommen werden.
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