Minus statt plus: Lippstädter Musikverein wird gerupft

Am Sonntag begeisterte der Städtische Musikverein mit Bachs „Weihnachtsoratorium“. Die kalte Dusche folgte dann am Montag im Rat. Foto: Tuschen

Er wollte mehr Geld, stattdessen gibt’s jetzt sogar weniger als bisher: Der Städtische Musikverein Lippstadt ist aus der Debatte um den künftigen Zuschuss der Stadt gerupft hervorgegangen.

16.12.2022; Der Patriot

Von Eckhard Heienbrok

Lippstadt – Der Musikverein gilt als eine der tragenden Säulen des heimischen Kulturlebens. Der Verein mit einer über 110-jährigen Tradition hat sich die Pflege der klassischen Musik zum Ziel gesetzt. Dazu stellt er ein anerkannt hochwertiges Konzertprogramm auf, ist mit eigenen Chören aktiv und kommt mit Kinder- und Jugendkonzerten sowie Workshops mit Künstlern in Schulen und Kitas dem von ihm selbst gesteckten kulturpädagogischen Auftrag nach.

Eine Arbeit, die nicht nur mit Gotteslohn zu bezahlen ist. Neben Mitgliedsbeiträgen und Eintrittserlösen stellt der Zuschuss der Stadt Lippstadt die mit weitem Abstand wichtigste Säule der Einnahmen-Trias dar. Im Jahr 2010 war dieser Zuschuss von zuvor 139 000 auf 119 000 Euro reduziert worden. Zuletzt betrug er 131 500 Euro im Jahr.

Zu wenig, wie der Musikverein-Vorsitzende Dr. Peter Knop vorrechnet. Er hat einen Wirtschaftsplan für die drei kommenden Spielzeiten mit jeweils 13 Konzerten vorgelegt, der für die Saison 2023/24 Ausgaben von knapp 205 000 Euro vorsieht. Um die decken zu können, wäre ein deutlich aufgestockter Stadtzuschuss in Höhe von 150 000 Euro notwendig. Das neue Finanzierungskonzept mit einem Drei-Jahres-Budget ermögliche dem Verein eine „langfristige Saisonplanung“, argumentiert Knop.

Denn derzeit stünden „sämtliche Planungen unter einem großen Fragezeichen“. Es gehe darum, „die durch den Theaterumbau und die Corona-Pandemie zurückgegangenen Besucherzahlen wieder aufzubauen“. Dabei helfen soll ein „abwechslungsreiches und hochkarätiges Konzertprogramm“, sagt er – „selbstverständlich bei weiterhin strikter Ausgabendisziplin“.

Doch diese Bemühungen haben jetzt einen Dämpfer bekommen: Der Zuschuss wird nicht aufgestockt, sondern gekappt. Statt Füllhorn ist bei der Stadt der Sparstrumpf angesagt.

In der jüngsten Ratssitzung fasste die Vorsitzende des Kulturausschusses, Sabine Pfeffer (SPD), das Ergebnis eines Treffens zusammen, zu dem wenige Tage vor der Ratssitzung die kulturpolitischen Sprecher der im Stadtrat vertretenen Parteien zusammengekommen waren, um über die Kulturförderung zu sprechen.

„Erstmals wird der Antrag des Musikvereins abgeändert“, so Pfeffer mit Blick auf die angespannte Haushaltslage der Stadt. Statt der vom Musikverein angestrebten 150 000 Euro gibt es „erst einmal für ein Jahr“ (Pfeffer) nur 120 000 Euro – was schließlich einstimmig vom Rat beschlossen wurde. Auch an anderer Stelle sei teils um die Hälfte, teils um 100 Prozent gekürzt worden. „Beim Musikverein sind es nur zehn Prozent.“

Die gegenüber dem Ist-Zustand eingesparten 11 500 Euro sollen, auch das wurde einstimmig beschlossen, an andere freie Kulturträger vergeben werden. In diesem Zusammenhang wies Pfeffer („Nach Corona ist die Kulturlandschaft vehement zu neuem Leben erwacht“) darauf hin, dass es in Lippstadt drei Dutzend freie Träger im Kulturbereich gebe, die sich einen Fördertopf von 40 000 Euro teilen müssten. „Es geht um eine gerechte Verteilung“, sagte die SPD-Politikerin und kündigte an, dass die Kulturförderung im kommenden Jahr „auf neue Füße gestellt“ werden solle.

Dem schloss sich CDU-Sprecher Markus Patzke an. Die Kulturpolitiker hätten die Aufgabe gehabt, ein Defizit von 87 000 Euro aufzufangen. Das habe Kürzungen und Umschichtungen erforderlich gemacht. Dadurch sei „der für Lippstadt wichtige Musikverein nicht in seiner Existenz gefährdet“, so der CDU-Chef.

Für 2023 kündigte auch er an, „die Förderlandschaft neu und gerechter zu gestalten“. Wie, das wurde in der Ratssitzung nicht deutlich. Eins ist Patzke aber wichtig: „Die Vereine sollen hier nicht als Bittsteller kommen und um Geld betteln müssen.“