Phantasievolle Farbigkeit

TrioConBrio widmete sich in der Jakobikirche Komponisten des 20.Jahrhunderts

LIPPSTADT  Es war in mehrfacher Hinsicht ein ungewöhnliches Kammerkonzert, das eine große Zuhörerschar trotz aller dräuenden Gefahrenwetterprognosen in die Jakobikirche gelockt hatte. Das TrioConBrio war zu Gast, ein hochrenommiertes Ensemble in ungewöhnlicher instrumentaler Besetzung mit Flöte, Gitarre und Viola. Diese Besetzung ist aber immerhin so reizvoll, dass sie Komponisten jüngerer Zeit zu Werken angeregt hat, und die stammten im Programm darum alle aus dem 20. Jahrhundert. Hörgefährdend war das alles nicht, da hat die Moderne schon ganz andere Angebote an ungewöhnlichen Klangerlebnissen gemacht. Die hier vorgestellten Kompositionen gewannen ihren Reiz weitgehend aus der phantasievollen Farbigkeit und entscheidend aus der rhythmischen Lebendigkeit. Beidem entsprachen die drei Ensemblemitglieder in prachtvoller Weise: Christina Singer als virtuose Flötistin, Gitarristin Andrea Förderreuther, die technisch wie klanglich in jedem Moment dem „con Brio“ entsprach, und Lydia Bach, die der oft bis in die Lyrik hinein als so zurückhaltend beschriebenen Viola nicht die Rolle des „ich weine mit, ich tröste“ zuwies, sondern ihrem besonders in den tiefen Lagen voluminösen Instrument jede rhythmische Pfiffigkeit entlockte. Das Astor Piazziolla dem Programm mit Auftakt und Zugabe den entscheidenden Rahmen gab, war zu erwarten. Auch, dass der Maestro seinen Witz, seinen verschmitzten Umgang mit musikhistorischen vorgegebenen Bausteinen ausspielen würde und damit eigentlich immer seine Zuhörer mitreißt. Aber da waren andere Komponistennamen, die nicht zum gängigen Hörangebot gehören. So der Amerikaner Roland Pearl, der mit seinen „Three ways to the North“ meditative Elemente mit folkloristischen Elementen zu verbinden weiß. Da ist der Brite Chris Dumigan, der das weiteste klangliche Spektrum in den drei Sätzen seiner Komposition „Aubade, Pastorale und Dance“ anbietet, das das TrioConBrio im vergangenen Jahr uraufgeführt hat. Und da ist Sergio Assad, der in drei Sätzen eine emotionale Entwicklungsgeschichte vorlegt. Alle sind Komponisten des 20. Jahrhunderts, und darin liegt auch der Grund für die leise Publikumsermüdung. Es wurde bravouröse musiziert, aber etwas über den Grad sättigender Akzeptanz hinaus. Das konnten auch die bei aller rhythmischen Eleganz oft im gleichen Klanggewand vorbeiziehenden Kompositionen nicht verwischen.