Victor Hugo Villena und Friedemann Wuttke schlugen einen Bogen von Bach zu Piazzolla
28.02.2024; Der Patriot
Von Bettina Boronowsky
Lippstadt – Tango, ja klar, Astor Piazzolla und so! Aber Bach? Wie gut Thomaskantor und Tango zusammenpassen, zeigten der argentinische Bandoneon-Spieler Victor Hugo Villena, der seit mehr als 20 Jahren in Frankreich lebt, und der deutsche Gitarrist Friedemann Wuttke gleich am Anfang ihres Programms.
In der Lippstädter Jakobikirche huldigten die beiden dem Tango nuevo und begannen mit Bachs berühmten „Air“ aus der Orchestersuite Nr. 3. Leise und weich war das Bandoneon Träger der Melodie, die Gitarre die harmonisch-atmosphärische Begleitung.
Für die Besetzung Gitarre und Bandoneon gibt es nur wenig Original-Literatur, so dass Musiker auf Transkriptionen angewiesen sind. Villena und Wuttke begingen mit der Übertragung ausgerechnet eines Bach-Werks kein Sakrileg. Vielmehr nutzen sie die schon im Barock gängige Technik unterschiedlicher Instrumentierungen für ein und dasselbe Stück. Andererseits arbeitete auch Piazzolla mit überkommenen musikalischen Formen wie Fuge. Später bezog das Duo auch ein Largo von Antonio Vivaldi in sein Programm ein.
Neben gemeinsamen Auftritten stellten sich die beiden Musiker auch jeweils solistisch vor: Villena unter anderem mit den Collage-ähnlichen „Nostalgias“ des Pianistin Juan Carols Cobién, die er selber für sein Bandoneon arrangiert hatte, Friedemann Wuttke mit einem Prélude und einer Etüde von Heitor Villa-Lobos.
Wer angesichts der Ankündigungen Tango-Rhythmen im Stil lateinamerikanischer Standard-Tänze erwartet hatte, sah sich enttäuscht. Der Tango nuevo ist selten tanzbar, jedenfalls nicht nach europäischen Vorstellungen. Eher drückt diese Musik ein Lebensgefühl aus. Das unverzichtbare Bandoneon klangt meistens leise und nachdenklich, wenig anheimeln, eher melancholisch. Nicht selten reichte Villena ein einziger an- und abschwellender Ton auf seinem Handzuginstrument, um eine ganze Welt zu beschreiben. Im Zusammenspiel mit der Gitarre kam die Musik ernst, karg und fremd daher.
Den Tango nuevo in seinen Ausdrucksmöglichkeiten konnte das Publikum nach der Pause mit dem „Five Tango Sensations“ erleben. Astor Piazzollas Zyklus, den er für das Kronos Quartett komponierte, wurde zu einer Art musikalischem Vermächtnis. Er hatte die fünf Bearbeitungen eigener Themen nach einer schweren Krankheit geschrieben. In diesem Werk beschreibt er seine Gemütszustände.
Ernst wie die Werke war der Vortrag. Der Austausch zwischen Künstlern und Publikum blieb mager selbst in der Jakobikirche, wo die Atmosphäre – trotz des ausverkauften Hauses – deutlich intimer ist als im großen Stadttheater.
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