Beschwingt mit Tempo und Temperament

Mit ihren leidenschaftlichen und spritzig erfrischenden Interpretationen begeisterte die Philharmonie Südwestfalen das Lippstädter Publikum. Fotos: Meschede

Ein Jahresausklang ohne den Klassiker „Radetzkymarsch“ ist schlichtweg undenkbar. Auch das Publikum fieberte beim Silvesterkonzert im Lippstädter Stadttheater diesem populären Marsch entgegen und feierte die spritzige Interpretation der Philharmonie Südwestfalen mit Standing Ovations.

03.01.2023; Der Patriot

Von Dagmar Meschede

Lippstadt – Mit Temperament, Tempo und Leidenschaft arbeiten sich die Musiker der Philharmonie Südwestfalen durch das Stück – sehr zum Vergnügen der Konzertbesucher, die enthusiastisch im Rhythmus der Musik mitklatschen. Dabei gibt Dirigent Bernhard Steiner den Takt vor.

 

Für das Publikum ist der „Radetzkymarsch“ zu Silvester so etwas wie der Klassiker Kartoffelsalat mit Würstchen an Heiligabend. Er gehört einfach dazu. Und erst wenn dieser Marsch gespielt ist, ist das Konzert wirklich vorbei.

Doch bis dahin geht’s bei diesem vom Städtischen Musikverein veranstalteten Konzert erst mal musikalisch gen Süden. Hier spielen nämlich die meisten Stücke, die auf dem Konzertprogramm stehen. Auszüge aus Gioachino Rossinis Oper „Der Barbier von Sevilla“ sind ebenso zu hören wie Hector Berlioz „Zaide“ und Emil Strauss’ „Carmen Quadrille“. Dass Spanien das große Thema des Konzerts ist, hört man auch. Kastagnetten erklingen. Da juckt es einem quasi schon im Fuß, weil man Lust bekommt, im Rhythmus der Musik mitzuwippen. Feurig temperamentvoll sind die Interpretationen. Frisch, spritzig und temporeich ist das Spiel.

 

Ein musikalisches Gewitter

Bei der „Gewittermusik“ aus Rossinis „Barbier von Sevilla“ meint man beispielsweise, ein Gewitter in all seinen Facetten zu hören. Dabei erinnern die Streicherklänge zu Beginn an einzelne Regentropfen. Von Takt zu Takt lädt sich das Spiel auf und gewinnt an Spannung. Der Klang wird – je mehr Instrumente hinzukommen – voller und dramatischer. Plötzlich meint man, ein Grummeln zu hören, das sich wie ein Donnergrollen entlädt, ehe es in einem abebbenden Plätschern mündet.

Daneben prägen die Klassiker der leichteren Muse das Konzert. Beschwingt heiter sind die Melodien. Jede Menge Ohrwürmer befinden sich darunter wie die Ouvertüre aus Jacques Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt“ oder Johann Strauss’ „Rosen aus dem Süden“. Schillernd und mystisch ist etwa die Interpretation von Offenachs „Orpheus in der Unterwelt. Vom verführerischen Flötenspiel über sphärische Harfenklänge bis zum berühmten Can Can reicht das Spektrum. Vor allem der heiter gewitzt wirkende Can Can ist ein Gute-Laune-Macher. Gleiches gilt für den Johann-Strauß-Evergreen „Rosen aus dem Süden“. Mit Wohlfühl-Walzerklängen spielt sich das Orchester in die Herzen der Konzertbesucher.

Aber auch mit weniger bekannten Kompositionen wie Jéronimos Geménez „La Boda des Luis Alonso“ und Leo Delibes „Les Filles de Cardix“ setzt die Philharmonie Südwestfalen Akzente. Eine tänzerische Heiterkeit durchzieht beispielsweise Giménez „La Boda de Luis Alonso“. Dirigent Bernhard Steiner wippt dazu mit seinen Füßen. Die Blechbläser drehen voll auf. Da kommt man schnell in Silvesterstimmung – zumal dem Orchester eine überbordende Lust am Spiel zeigt.

Zu den Höhepunkten des Konzerts zählen freilich die Auftritte der Sopranistin Leonor Amaral. Trotz angeschlagener Gesundheit meistert sie ihre Partien in Hector Berlioz’ „Zaide“, Leo Delibes „Les Filles de Carcix“ und Ruperto Chapis „Las hijas del Zebedeo“ technisch perfekt. Allein mit ihrer Stimme malt sie die Stimmungen aus und erzählt Geschichten.

Keine Frage: Das Silvesterkonzert ist sehr unterhaltsam. Alles ist bestens.