Das Konzert des Aris Quartetts war ein Geschenk an die Besucher
Von Alfred Kornemann
Lippstadt – Für viele Musikliebhaber gilt das Streichquartett als die höchste kammermusikalische Ausdrucksform überhaupt. Kaum anderswo sind die Ansprüche so hoch gesteckt wie in dieser Kombination von vier Streichinstrumenten. Aber es ist immer wieder erstaunlich, wie sich Instrumentalisten zu dieser Formation zusammenfinden und künstlerisch ein oft jahrelanges „Eheverhältnis zu viert“ eingehen, wobei der Reiz oft gerne in der Schwierigkeit des inneren Ausgleichs liegt.
Es gibt heute eine größere Zahl von Streichquartetten, die sich mit ihrer Musizierkunst auf höchstem Niveau bewegen. Man mag sie kaum gegeneinander auszuspielen, weil sie sich oftmals geradezu artistisch spezialisieren und damit ihre Spitzenstellung eindeutig markieren. Als eine Ausnahmeerscheinung mag das Zusammenwachsen in einem gerade mal ein Jahrzehnt langen Miteinander gelten, verglichen mit dem oft deutlich längeren Miteinander anderer Quartettgrößen.
Das Konzert des erst 2009 gegründeten Aris Quartetts war ein Geschenk des Städtischen Musikvereins an seine auch im kleineren Raum der Jakobikirche unverdrossen Kammermusikbegeisterten. Es hätte kaum nachdrücklicher sein können als am Beginn des Programms mit dem Werk des noch jugendlichen Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy und seinem a-Moll-Quartett op. 13. Dazu das a-Moll-Quartett op. 41 von Robert Schumann und das gewaltige 1. Streichquartett c-Moll op. 51/1 von Johannes Brahms.
Dass diesem Programm als Zugabe die erste Fuge aus Johann Sebastian Bachs „Kunst der Fuge“ folgte, war nicht nur ein Zeichen für das Stilbewusstsein des Aris Quartetts, sondern zugleich ein Beispiel für die Fähigkeit, sich im Bereich neuer Spielformen mit fast vibratofreiem Spiel, dabei aber lebensvoller Agogik erfüllt zu sehen.
Anna Katharina Wildermuth (1. Violine), Noemi Zipperling (2. Violine), Caspar Vinzens (Viola) und Lukas Sieber (Violoncello) sind Künstler von großem Feingespür für die Nuancen der jeweiligen Partitur, was umso deutlicher wird, wenn man bedenkt, dass alle aufgeführten Kompositionen des Programms aus dem Umkreis Ludwig van Beethovens kamen, in ihrer Eigenständigkeit aber von allen drei Komponisten erfahrbar gemacht werden wollen.
Dem noch am Anfang seiner kompositorischen Laufbahn stehenden Felix Mendelssohn Bartholdy scheint das nach Meinung des Pariser Publikums noch nicht ganz gelungen zu sein, obwohl sein Quartett a-Moll op. 13 durchaus selbstständige Züge von seinem „Lehrmeister“ aufzuweisen wusste.
Einen Schritt weiter in der Kunst des Streichquartetts machte Robert Schumann mit seinem Streichquartett a-Moll op. 1. Was das Aris Quartett von der stimmungsmäßigen Abtönung der Introduktion über den Eindruck tiefen Empfindens im Adagio bis hin zum fröhlichen Coda-Ausklang, vom Perdendosi bis zur Hörgrenze und doch immer an dynamischer Durchleuchtung anbot, das war in seiner Klangdifferenzierung faszinierend.
Welche Gestaltungskraft das erste Streichquartett c-Moll von Johannes Brahms an Leidenschaftlichkeit, an der ganzen Weite seelischer Empfindung abverlangt, das war im zweiten Teil des Programms beispielhaft deutlich. Da war „süße Melancholie“ ebenso Ziel der musikalischen Deutung wie das große Ringen um den harten Satzausklang.
Und das alles fand im Spiel des Aris Quartetts eine Tiefendimension, die allein aus vollendet künstlerischem Einverständnis kam und durchaus eine Ernsthaftigkeit bei aller Leichtigkeit eines fast spielerischen Miteinanders einschloss. Ein Quartettabend solcher Qualität wird im Gedächtnis bleiben.
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