Der PATRIOT 20. Mai 2015

LIPPSTADT   In Porzellanläden sind sie nicht gern gesehen. Und auch im Konzertsaal sind Elefanten eher selten anzutreffen. Was sicher Platzgründe hat. Wo gibt es schon so große Sessel? Außerdem sind diese sonst so wunderbaren Riesen ja nicht unbedingt für ihre Dezenz bekannt. Und wer möchte schon, dass sie mitten in einer virtuosen kammermusikalischen Darbietung vor Begeisterung ganz elefantös dazwischentröten? Dass klassische Musik und die grauen Dickhäuter trotzdem ganz prächtig zusammenpassen können, bewies gestern das Kinderkonzert des Städtischen Musikvereins und der Conrad-Hansen-Musikschule im Lippstädter Stadttheater. Wie immer geht es bei dieser Veranstaltung eher locker zu. Die Musiker der Neuen Philharmonie Westfalen tragen zivil. Eine Geigerin hat ein kleines Kind neben sich sitzen, das vermutlich ansonsten unbeaufsichtigt gewesen wäre. Und auch Moderator Roland Vesper trifft genau den richtigen Ton, um das sehr junge Publikum für Musik zu interessieren, die sonst vermutlich nicht auf dem privaten MP3-Player läuft. Das Konzert beginnt sehr schmissig mit der „Zirkuspolka für einen Elefanten“ von Igor Strawinski. Die sei für einen echten Zirkus in New York geschrieben worden, erläutert Vesper. Junge Elefanten seien ja in ihren Bewegungen noch etwas unkoordiniert. Strawinski habe sein Stück daher so komponiert, „als ob die Zirkuskapelle versucht demElefanten zu helfen, dass er wieder in den Takt kommt mit der Polka“. Doch das Hauptstück des Vormittags ist „Babar, der kleine Elefant“ von Francis Poulenc in der orchestrierten Fassung von Jean Françaix. Bevor das Ensemble unter dem Dirigat des künstlerischen Leiters des Musikvereins, Burkhard A. Schmitt, loslegt, stellt Vesper das Werk anschaulich vor. Poulenc habe ein „Bilderbuch für die Ohren“ geschaffen. Und zwar auf Anregung eines genervten Mädchens, das dem andauernd vor sich hinklimmpernden Komponisten das Kinderbuch „Die Geschichte von Babar, dem kleinen Elefanten“ von Jean de Brunhoffs aufs Klavier geknallt habe mit der Aufforderung, er solle doch gefälligst das mal spielen. Bevor das Orchester das ganze Stück aufführt, demonstriert die Neue Philharmonie Westfalen an kurzen Tonbeispielen, wie anschaulich Poulenc und Françaix die verschiedenen Figuren des Stückes mit Tönen gemalt haben. Vesper stellt dabei auch einige der Instrumente vor. So zeigt er mit den Musikern, wie sich die Tieftöner des Ensembles wie der Kontrabass, das Kontrafagott, die Tuba und die Pauke zur dahindonnernden Elefantenherde vereinen und wie das Heimweh des zeitweilig in der Stadt lebenden kleinen Elefanten durch die Posaune und die Klarinette veranschaulicht wird. Entsprechen gut vorbereitet folgen die Kinder sehr aufmerksam der anschließenden Aufführung, durch die Vesper als Erzähler führt. Am Schluss bedankt sich das junge Publikum bei den Musikerinnen und Musikern mit begeistertem Applaus.