Dogma Chamber Orchestra begeistert

Von Alfred Kornemann

Lipperbruch – Das war ein zielgerichteter Ausklang des Konzertjahres mit dem Dogma Chamber Orchestra im Forum der Marienschule. Und einen inneren Bezug zwischen den italienischen Komponisten, Wolfgang Amadeus Mozart und Peter Tschaikowsky gab es zweifellos auch. Auf die angekündigte „zeitgerechte Interpretation“ klassischer Musik mit moderner Konzertgestaltung“ war so allerdings zu verzichten, wie man es von den „Echo“- Preisträgern erhoffen durfte. Aber was mit sensibelster Musizierlust von den Mitgliedern des Kammerorchesters geboten wurde, das entsprach in hoher Vollkommenheit dem Niveau der in diesem Jahr vorzüglichen Kammermusikreihe des Musikvereins.

In großer Fülle hat Antonio Vivaldi Opern, Oratorien und Madrigale geschrieben, zudem verschiedene Concerti grossi für zwei Violinen und Streicher. Bezeichnend für ihn ist, dass er selbst dem Violinkonzert als herausragender Virtuose die klassische Prägung gab. Auf barocke Klangpracht versteht er sich selbst bei beschränkter Streicherbesetzung wie auf sensibelste Farbnuancen. Von beidem wusste das Dogma Chamber Orchestra sowohl in der Agogik wie in seiner gestalterischen Dynamik wunderbar zu überzeugen.

Kaum ein Werk aus der Reihe der Concerti grossi in g-Moll von Arcangelo Corelli ist so bekannt wie das „Fatto per la notte di Natale“, obwohl kaum für den Weihnachtsabend gedacht. Aber diese Gegenüberstellung von zwei Geigen und Violoncello, diesem im Largo pastorale sich bündelnde Wiegenlied kann sich kaum ein Hörer entziehen.

Auch Mozart konnte sich dem Einfluss von Corelli nicht widersetzen. Sein Divertimento für Streichorchester F-Dur mag das belegen. Dass das Dogma Chamber Orchestra mit höchster Delikatesse spielte, dabei aber nie in klanglicher Selbstverliebtheit versank, das war das Ergebnis höchster Konzentriertheit bei großer Spielfreude.

Ein Höhepunkt war die 1880 entstandene Serenade C-Dur op. 48 von Tschaikowsky, wozu er sich auf das Gut seiner Schwester zurückgezogen hatte, wenn ihm Schwermut und Unzufriedenheit mit dem großstädtischen Leben eine Depression ankündigten. Ab 1880 gehörte seine besondere Neigung Mozart, die ihm Schaffenskraft zurückbrachte. So gelang die Streicherserenade op. 48, von der der in ständigem Selbstzweifel gefangene Komponist einmal schreiben konnte: „Ich schrieb sie aus innerem Antrieb. Das ist ein Stück vom Herzen“. Und das St. Petersburger Publikum jubelte ihm zu und forderte die Wiederholung des Walzers.

Das Lippstädter Publikum jubelte nicht minder, bekam aber nicht die Wiederholung des Walzers sondern eine schwungvoll verspielte Zugabe, um auf neuen Wegen „die geistigen und emotionalen Gehalte der Musik aus dem Blickwinkel unserer Zeit freizulegen“, wie der Programmzettel signalisierte. Aber sicherlich haben die wunderbaren Musiker zu diesem Versprechen beigetragen.