Der Konzertchor Lippstadt in Aktion

"Ein sehr neugieriger und hungriger junger Mensch"

Lippstädter Musikdirektor Burkhard A. Schmitt gibt Einblicke in „Peer Gynt

05.09.2024; Der Patriot

Von Andreas Balzer

Lippstadt Die neue Saison ist noch nicht angelaufen, doch Burkhard A. Schmitt steckt schon mitten in den Vorbereitungen zur nächsten. „Es gibt etliches in den Planungen, was schon bis 2025/2026 reicht“, sagt der künstlerische Leiter des Städtischen Musikvereins Lippstadt. Über zu wenig Arbeit kann er sich auch zwischen den Spielzeiten nicht beklagen.

Und auch die kommende Saison hält noch einige Herausforderungen bereit. Vor allem mit Edvard Griegs Schauspielmusik zu Henrik Ibsens „Peer Gynt“ hat sich der Musikverein einen ziemlichen Brocken vorgenommen. Der Konzertchor Lippstadt führt das Werk, unterstützt von Sängern aus Hamm und Siegen, am Sonntag, 13. Oktober, im Lippstädter Stadttheater auf. „Der Grieg ist sehr umfangreich in den Vorbereitungen, auch wenn es keine szenische, sondern eine konzertante Aufführung ist. Das ist viel mehr, als ich dachte“, räumt Burkhard Schmitt lachend ein. Das liegt nicht zuletzt an der intensiven Auseinandersetzung mit dem Text, bei der der Dirigent im ständigen Austausch mit dem Sprecher und Sänger Til Ormeloh ist.

Ibsens dramatisches Gedicht über den jungen Bauernsohn Peer Gynt, der mit Lügengeschichten der Realität zu entfliehen versucht, war eigentlich gar nicht für die Bühne gedacht. Erst 1876, knapp zehn Jahre nach der Veröffentlichung, wurde es zusammen mit Griegs Musik uraufgeführt. Für die konzertante Darbietung in Lippstadt werde der Text etwas gekürzt, sagt Schmitt, „das wäre sonst in Richtung drei Stunden gegangen“.

Kniffelig sei vor allem, dass die Handlung ständig zwischen Realität und Fantasie hin und her springe. „Die Szenen wechseln permanent, man muss sehr aufpassen, wo man gerade ist“, erklärt der Dirigent. „Das wird formal immer wieder getrennt durch die musikalischen Einschübe. Die Musik selbst steht aber immer im Dienst des Inhalts. Edvard Grieg hat sehr viel Wert darauf gelegt, dass der Text durch die Musik unterstrichen und keineswegs übertönt wird.“

Damit die inhaltliche Dramatik richtig rüberkommt, wird es in Lippstadt zwar keine Spielszenen, sehr wohl aber Dialoge geben. Gesprochen werden sie von Til Ormeloh und mindestens einer der beiden Vokalsolistinnen, der Sopranistin Alyona Rostovskaya und der Mezzosopranistin Monica Mascus. Und auch der Chor ist mit einigen Sprechbeiträgen dabei.

Der 2001 in Viersen geborene Sänger und Schauspieler Til Ormeloh ist bestens im Thema, war er doch schon an mehreren „Peer Gynt“-Aufführungen – unter anderem für Kinder – beteiligt. Ormeloh sei „ein sehr neugieriger und hungriger junger Mensch“, zeigt sich Schmitt von der Zusammenarbeit begeistert. Bei der von den beide für Lippstadt erstellten Fassung würden „die Texte so gestaltet, dass sie eine eher moderne und verständliche Sprache haben. Denn beim Reclam-Heft, an dem ich mich orientiere, muss man manche Stellen zwei-, dreimal lesen, um zu verstehen, was gerade gemeint ist.“

Das zweite Chor- und Orchesterkonzert der Saison stellt am Sonntag, 6. April, Wolfgang Amadeus Mozarts „Requiem“ einem modernen Stück gegenüber. „Mir lag es schon länger am Herzen, das Mozart-Requiem mit einem inhaltlich vergleichbaren Gegenwartswerk zu kombinieren“, erklärt der Dirigent. Da bot sich Morten Lauridsens „Lux Aeterna“ an.

Das requiemartige Chorwerk hatte der Konzertchor schon 2019 – in der Zeit der Theatersanierung – in der Elisabethkirche aufgeführt. „Das ist vom Publikum extrem positiv aufgenommen worden“, freut sich Schmitt. Die Kirche habe aber nur eine begrenzte Zuhörerzahl aufnehmen können. „Deshalb habe ich damals schon gesagt: Wir machen den Lauridsen noch mal im Theater, wenn es irgendwie geht.“

Burkhard A. Schmitt, Städtischer Musikdirektor