Sich entspannt zurücklehnen, vielleicht die Augen schließen und einfach genießen. Das kann so schön. Das vom Städtischen Musikverein veranstaltete Sinfoniekonzert mit dem Kammerorchester Sinfonietta Köln bescherte jedenfalls den Klassikfans in der Aula des Evangelischen Gymnasiums Hochgenuss pur.
Von Dagmar Meschede
Lippstadt – Die Mischung macht’s: Hier ein bisschen populär Vertrautes, dort etwas spritzig Prickelndes und nebenbei noch eine kleine, fantastische Entdeckung. Das macht im Kern das Konzert aus. Unter der Leitung von Cornelius Frowein spannt das Kammerorchester Sinfonietta Köln den Bogen von Johann Christian Bach über Béla Bartók und Carl Maria von Weber bis zu Wolfgang Amadeus Mozart.
Vor allem Webers Klarinettenkonzert f-Moll bleibt in Erinnerung. Und das nicht nur wegen des herausragenden Solisten Christoph Schneider, der mit seinem warmen weichen Klarinettensound für wohlige Momente sorgt. Sein Spiel hat eine angenehme Tiefe und Weite und harmoniert perfekt mit dem Orchester.
Schneider hat die Gabe, jedem Ton eine eindrucksvolle Klarheit zu verleihen. Man hat das Gefühl, dass hier jemand mit sicherem Röntgenblick Webers Komposition durchleuchtet. Selbst dramatisch wagnerische Momente blitzen auf. Da hört man sofort, wodurch sich Richard Wagner später für seine Opern inspirieren ließ.
Mit Tönen malen – das gelingt den Musikern der Sinfonietta Köln zuvor bereits äußerst mit den sechs Bagatellen von Béla Bartók. Das sind kleine Miniaturen – jeweils eine knappe Minute lang, aber in jeder Sekunde wirken sie ungemein belebend und erfrischend. Dabei entwickeln die Musiker Panoramen, die wie Landschaften wirken. Das mag dramatisch-düster wie die Musik zu einem Western klingen. Oder es hört sich leicht dissonant an, dafür aber gewitzt-heiter, so wie man sich beispielsweise die Filmmusik für einen Zeichentrickfilm vorstellt.
Für Bartóks Bagatellen findet die Sinfonietta Köln Klänge, zu denen sofort Bilder und Geschichten im Kopf entstehen. Lustvoll zelebrieren sie die die Stimmungswechsel. Keine Frage: Die Musiker kitzeln unendlich viel aus den einzelnen Stücken heraus und gehen ihnen auf den Grund.
Bei Mozart und Bach scheint das zwar ein wenig routinierter zu sein, aber es ist deswegen nicht weniger spannend. Überhaupt ist es ein gelungener dramaturgischer Kniff, das Konzert mit Bach zu beginnen und mit Mozart enden zu lassen. Der jüngste Bach-Sohn hat nämlich auf den jungen Mozart eingewirkt. Die beiden wirken im direkten Vergleich wie Seelenverwandte, und das hört man an der Art, wie die Kompositionen gebaut sind, heraus.
Vielstimmig, vielschichtig, farbenreich und lebendig so klingt Bachs Sinfonie D-Dur. Das ist entspannende Musik zum Wohlfühlen. Das gilt natürlich ebenfalls für Mozarts „Prager Sinfonie“, die ungleich komplexer als Bachs Sinfonie ist. Über die Dreisätzigkeit dieses Stücks hat die Musikwissenschaft viel spekuliert. Doch wer sich die Interpretation des Kammerorchesters Sinfonietta Köln anhört, hat das Gefühl, das alles so perfekt ist, wie es ist. Die Sache ist rund. Es fehlt nichts.
Einfühlsam arbeiten die Musiker die Motive dieser äußerst dicht gearbeiteten Komposition heraus. Entspannte Passagen wechseln mit spielerisch energischen, bisweilen auch temperamentvollen Stimmungen ab. Dabei zeigen Flöten, Streicher und Schlagzeug in ihrem Zusammenspiel, wie komplex dieser Mozart eigentlich ist. Und deswegen kann man ihn wieder und wieder hören. Man kann immer was entdecken.
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