Das Duo Stark überzeugt mit Werken von Beethoven, Schumann und Schubert
LIPPSTADT Zwei junge, hochbegabte Kammermusiker, Nurit Stark (Violine) und Cédric Pescia (Klavier): Mit einem Programm erfrischend unverbrauchter Werke der Kammermusik, das musste ja ein erfreulicher Abend des Lippstädter Musikvereins in der Jakobikirche werden. Und so einer wurde es. Ludwig van Beethovens Sonate für Klavier und Violine op. 96 ist nicht der Programmrenner für Interpreten. Dafür ist sie doch zu fein gesponnen, besonders im Eingangsallegro. Zudem überließ hier die Geigerin durch übergroße Klangdezens dem Pianisten das musikalische Feld, was er temperamentvoll bestellte. In den beiden Schlusssätzen wurden dann gemeinsam die Konturen der Sätze herausgespielt, die Uneinheitlichkeit des Finales mit seinen überraschenden Schattierungen auch im Dynamischen überzeugend herauspräpariert – eine einleuchtende Interpretation. Ein großer, ein leidenschaftlicher, ein stellenweise verwühlter erste Satz bestimmt die Sonate op. 105 von Robert Schumann. Und genau diesen Charakter trafen die beiden Künstler vortrefflich, indem sie die vermeintlich auseinanderstrebenden formalen Gegensätzlichkeiten immer wieder zusammenzubinden wussten. Schönsten Nuancenreichtum eines auch im Rhythmischen bravourös aufeinander eingespielten Duos zeigten einmal mehr das liedhafte Allegretto und das Finale, mit seinem großen Erinnerungsbogen zum ersten Satz zurückblickend. Robert Schumann soll seine Sonate nicht gefallen haben. Die Interpretation des Duo Stark hätte ihn seine Meinung revidieren lassen. Wie konnte es 1828 zu so vernichtender Beurteilung von Franz Schuberts „Fantasie für Violine und Klavier D 934“ kommen? Dass bei einer Aufführung dieser Fantasie ein Interpret zeigten musste, „wie viel ihm noch zum soliden Violinspieler mangle“, das ist bei den technischen Anforderungen dieses Werkes verständlich. Weniger schon, dass ein Referent „gesteht, dass auch er vom Ausgang dieses Musikstückes nicht zu sagen weiß“. Es hatte sich für ihn wohl zu lang ausgedehnt. Ganz unverständlich aber ist uns heute, die Ansicht einer Leipziger Musikzeitschrift: „Man könnte darüber füglich das Urteil fällen, der beliebte Tonsetzer habe sich hier geradezu verkomponiert.“ Und was sagen wir heute? Dieses Werk ist eine Liebeserklärung an die Musik, immer wieder kreisend um das Liedzitat „Sei mir gegrüßt“, voller dezent tänzerischer Momente, dynamisch glänzend ausgewogen zwischen Duo-Partnern, mit rhythmischem Witz, innerlich drängend auf einen fast triumphalen Schluss zu. Und genau diese Kriterien erfüllte das Duo Stark bravourös, mit einem mitreißendem musikalischen Impetus. Da wurde dieses ausgedehnte Werk niemandem zu lang. Der Beifall, eine Schumann-Zugabe gewinnend, war darum angemessen stark. Ein Kammermusikabend mit hohem Erinnerungswert.
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