Fast wie die menschliche Stimme

Das Klarinettentrio begeisterte von Klassik bis Pop. Foto: Li

Klarinettentrio Schmuck brachte vielseitiges Programm in die Jakobikirche

26.03.2024; Der Patriot

Von Bettina Boronowsky

 

Lippstadt – Sie war Mozarts Lieblingsinstrument, weil sie der „menschlichen Stimme am nächsten“ kommt. Er schrieb drei Werke für sie und seinen Freund Anton Stadler, darunter das Konzert A-Dur, die „Mutter aller Klarinettenkonzerte“. Das war an dem vergnüglichen Freitagabend, als das Klarinettentrio Schmuck in der Jakobikirche auftrat, zwar nicht zu hören. Dafür aber allerhand Anderes, was die klanglichen Möglichkeiten dieses Holzblasinstruments ebenso kurzweilig wie professionell vorstellte.

Sayaka Schmuck und Johann-Peter Taferner hatten dank ihrer gleichermaßen informativen wie amüsanten Moderationen das Publikum gleich auf ihrer Seite. Als Dritten im Bunde hatten sie statt des angekündigten Kristóf Dömötör für die Bassklarinette Alexander Glücksmann mitgebracht, ein Mitglied der Berliner Symphoniker. Mit ungewöhnlichen, überzeugenden Arrangements (schade, dass man nicht erfuhr, wer sie geschrieben hat) führte das sympathische Trio seine Zuhörer „von Klassik bis Jazz“, von Mozart bis Abba.

Jeder Hobby-Klarinettist wird bestätigen, dass eine der Schwierigkeiten beim Spiel darin besteht, Lautes genauso schön klingen zu lassen wie Leises. Aber eben nicht nur das unterscheidet den Liebhaber vom Könner: Das Trio war dermaßen homogen und aufeinander bezogen, dass manchmal kaum zu unterscheiden war, wer gerade die Melodie und wer die Begleitung spielte. Die drei zeigten: Ein Mozart-Divertimento und ungarische Tänze von Johannes Brahms (weil das Publikum so kräftig applaudiert hatte, gab’s nicht nur Nr. 1, sondern gleich Nr. 5 dazu) lassen sich auf der Klarinette genauso gut darstellen wie die „Rhapsody in Blue“ von George Gershwin mit ihrem spektakulären Glissando am Anfang und seinem gefühlvollen Wiegenlied „Summertime“.

Und erst die Pop-Stücke! Ob das Medley mit Beatles-Songs, das mit Abba-Hits oder „Moon River“, der unverwüstliche Evergreen von Henry Mancini, das Publikum war jedes Mal begeistert von der Präsentation und der Virtuosität des Trios. Mit „Take Five“ von Paul Desmond und dem weltberühmten „Libertango“ von Astor Piazzolla begaben sich die drei Musiker auch ins Jazzrevier. Die Klarinette mit ihrem warmen, anpassungsfähigem Klang machte alles mit.

Da war natürlich eine Zugabe fällig. Benny Goodmans Lieblingsstück wollten die drei Musiker eigentlich spielen. Das aber stürzte sie – ob einstudiert oder spontan – in Schwierigkeiten, weil sich Noten nicht auffinden ließen. „Dann eben ein Arioso von Bach.“ Auch das war nicht sofort zur Hand, sodass die Sucherei von vorne begann. Schließlich spielte das Klarinettentrio Schmuck beides: Zuerst das „Lieblingsstück“ von Benny Goodman und nach dem erneuten heftigen Beifall auch das Arioso aus der Cantate Nr. 156 von Johann Sebastian Bach.