Ganz viel Strauss und „tierisch gute“ Klänge bei Silvesterkonzert

*Die Neue Philharmonie Westfalen begeisterte ihr Publikum am Freitag beim Silvesterkonzert in der Stadthalle Lippstadt. Fotos: Wissing

„Echt tierisch“. unter diesem ungewöhnlichen Motto präsentierte die Neue Philharmonie Westfalen am Freitag das traditionelle Silvesterkonzert im Lippstädter Stadttheater. Und so zog sich das tierische Thema auch komplett durch das zweistündige Programm, für das es am Ende vom begeisterten Publikum Standing Ovations gab.

03.01.2022; Der Patriot

VON HELGA WISSING

Lippstadt – Das Konzert beginnt mit einer eindrucksvollen Ouvertüre zur Opéra-Comique „Vert-Vert“, bevor Markus Wallrafen das Publikum mit herzlichen Worten begrüßt. Dabei erzählt er, dass er eigentlich Geiger sei.

Dass er durchaus auch Talent zum Moderator hat, beweist er im Verlauf des Abends, durch den er die Zuschauer souverän, gespickt mit kleinen Anekdoten und Informationen, führt. Gleich am Anfang weist er darauf hin, dass sich der eigentlich für diesen Auftritt vorgesehene musikalische Leiter, Aurélien Bello, kurzfristig in die Quarantäne begeben musste, und nun von dem israelischen Dirigenten Noam Zur vertreten werde.

Allein der Hinweis, dass Noam Zur, der unter anderem Chefdirigent im argentinischen Staatsorchester von Salta und Hauptgastdirigent des Dubrovnik Symphony-Orchestra ist, nur ganz kurze Zeit hatte, mit dem Orchester zu proben, bringt ihm den ersten Applaus vom Publikum ein. Und diese Vorschusslorbeeren erweisen sich im Verlauf der Veranstaltung als absolut angemessen, so harmonisch und sicher führt er seine Musikerinnen und Musiker durch das Programm. Dabei macht es gleichzeitig Freude, der klaren und geschmeidigen Gestik des charismatischen Dirigenten zuzusehen.

Im ersten Teil des Konzerts bestimmen in erster Linie gefiederte Tiere das Programm des Abends . Vom Tanz der Vögel aus der Suite „Schneeflöckchen“ von Nikolai Rimski-Korsakow über Tschaikowskys Schwanentanz aus dem bekannten Ballett „Schwanensee“ bis zum tierischen Dreivierteltakt mit dem Lockvögel-Walzer von Johann Strauss Sohn.

Vom „Walzerkönig“ gibt es in diesem Konzert noch einige weitere Kompositionen zu hören, wie auch den Nachtfalter-Walzer und die Nachtigall-Polka. Ein bisschen Abwechslung in der offensichtlichen „Walzer-Seligkeit“ bieten da das Ballett der unausgeschlüpften Küken aus „Bilder einer Ausstellung“ von Modest Mussorgsky oder „La Paloma“ (Habanera) von Sebastián de Yradier.

Spielfreude und Präzision

Und natürlich darf auch ein weiteres Mitglied der Familie Strauss, nämlich Josef Strauss, nicht fehlen, unter anderem mit dem Walzer „Dorfschwalben aus Österreich“, bei dem die Bläser wunderbar ihr Können präsentieren. Auch einige Solisten sorgen für Begeisterung. So erlebt das Publikum beispielsweise beim Schwan aus „Karneval der Tiere“ von Camille Saint-Saëns ein zauberhaftes Duett der Harfenistin Lucilla Weyer und des Cellisten Felix Drake.

Überhaupt spürt man durchgehend die Präzision, Flexibilität und Spielfreude des gesamten Orchesters. Ein musikalischer Abend, so leicht und spritzig wie ein Glas Sekt, genau passend zu Silvester. Dafür gibt es, wie schon gesagt, den verdienten stehenden Applaus des begeisterten Publikums.

Die Musikerinnen und Musiker bedanken sich ihrerseits mit dem Zugaben-Klassiker, dem wohl bekanntesten Strauss-Walzer „An der schönen blauen Donau“ und dem temperamentvollen „Radetzky-Marsch“ von Johann Strauss (Vater).

*Der israelische Dirigent Noam Zur konnte mit dem Orchester nur wenige Male gemeinsam proben.