Geistvolle Spritzigkeit

Gelungene Eröffnung der Konzertsaison mit clais-obscur

LIPPSTADT   „Summertime“ — drinnen und draußen — beim Kammerkonzert des Städtischen Musikvereins in der Lippstädter Jakobikirche. Da mag sich das Saxophon noch so mühen, kann es sich keck, gar grell aufzuführen versuchen, es bleibt da immer seine einschmeichelnde Klangsubstanz. Vielleicht hat das wirklich damit zu tun, dass das Saxophon die klanglich größte Nähe zur menschlichen Stimme hat. Das Berliner Saxophonquartett clair-obscur zeigte am Sonntag im Eröffnungskonzert der Musikvereinssaison das ganze spezifische Klangspektrum, das sich aus dieser Annahme entwickeln lässt: weite, manchmal melancholische Klangbögen, pfiffiges, präzise rhythmusbestimmtes, prachtvoll aufeinander eingespieltes Musizieren. So machten Jan Schulte Bunert (Sopransaxophon), Maike Krullmann (Altsaxophon), Christoph Enzel (Tenorsaxophon) und Kathi Wagner (Baritonsaxophon) das Konzert zu einem wahren „Summertime“-Vergnügen, vom Publikum entspannt genossen. Einzig die programmeröffnenden „Sechs Bagatellen“ von György Ligeti, nicht nur in Lippstadt mehrfach gespielte populäre Modernitäten, erscheinen im freundlichen Saxophongewand ein wenig plüschig. Auch hier stand natürlich außer Frage die hohe Professionalität der Künstler, ihre musikantische Einfühlsamkeit in die jeweiligen Kompositionsbesonderheiten. So etwa in die geistvolle Spritzigkeit des Saxophonquartetts von Jean Françaix, so bei der emotionalen Auslotung der „Angel-Suite“ in Astor Piazzollas Tangoschwung oder der liebevollen Klangfarbenwelt der Kinderlieder von Chick Corea. Im zweiten Programmteil wurde es dann prachtvoll jazzig, etwa in der Suite aus George Gershwins „Porgy and Bess“, ebenso hinreißend in der „West Side Story“, bei der die ganze stimmungsgemäße und stilistische Breite des Konglomerats verschiedener Musikstile aufgefächert wurde, über die der unvergleichliche Leonard Bernstein verfügt hat. Ein begeisternder Programmabschluss also, aber noch nicht das Ende. Vom Publikum nicht entlassen, bewiesen die Künstler in ihren Zugaben zu aller musikalischer Hochform auch noch theatralischen Sinn und schickten so das beschwingte Publikum in die „Summertime“.