Elly Suh und das Janácek Chamber Orchestra begeistern im Stadttheater
24.03.2024; Der Patriot
Von Bettina Boronowsky
Lippstadt – Da tobten Schlachten und Kämpfe, da wirkte eine „liederliche Gesellschaft“, und selbst der Teufel trieb sein Unwesen – und dennoch: Wer einen erholsamen, vergnüglichen und im besten Sinne des Wortes „schönen“ musikalischen Abend verbringen wollte, setzte sich am Sonntag ins Lippstädter Stadttheater.
Das Janácek Chamber Orchestra, ein vor 60 Jahren von Musikern des Janácek Philharmonic Orchestra Ostrava gegründeten Ensemble, spielte Barockmusik, und zwar überwiegend von Meistern, deren Name das nicht eben große Publikum wohl nur selten oder noch nie gehört hatte. Tatsächlich sind die Kleinmeister wie Jan Zack, Johann Caspar Ferdinand Fischer oder Franisek Ignác Antonin Tuma, allesamt Zeitgenossen des großen Johann Sebastian Bach, fast nur Insidern bekannt.
Ihre Werke, die das Ensemble zum Teil eigens für seine Belange gesetzt hatten, haben Überschriften wie „Air des Combattans“ (Luft der Kämpfer), „Battalia“ (Schlachtengetümmel) oder „Die liederliche Gesellschaft von allerley Humor“. Den drolligen Titeln gemäß wurden die Streichinstrumente betrommelt, geschlagen und gezupft und die Töne hoch- und runtergezogen. Das Publikum hatte seinen Spaß.
Wie damals die Kollegen an den Fürstenhöfen spielten die Damen und Herren des kleinen, feinen Ensembles im Stehen und ohne Dirigenten. Allein der vorzügliche Konzertmeister Jakub Cernohorsk gab den Ton an. Der war straff und schwungvoll, aber nie hastig oder zu schnell.
Im Mittelpunkt des Abends aber stand zweifellos die mehrmals preisgekrönte koreanische Meistergeigerin Elly Suh. Wie eine kleine Glitzerfee wirkte sie inmitten der konzertant-schwarzen Umgebung. Hatte sie das Publikum schon im ersten Konzertteil mit den drei Sätzen von Bachs Konzert für Violine und Streicher (BWV 1041) zu Bravo-Rufen herausgefordert, machte sie die Zuhörer im zweiten Teil mit der „Teufelstriller-Sonate“ von Giuseppe Tartini sprachlos. Sie konnten nur von den Stühlen springen und schier ohne Ende applaudieren.
Niemand hätte dieser zarten Person eine solche Energie und ein derartiges Durchhaltevermögen zugetraut. Die ersten Sätze mit den sangbaren Melodien nahm sie kraftvoll und unsentimental, aber im letzten „Allegro assai“ dreht sie auf, sprang mit dem Bogen über die Saiten, holte immer aufs Neue Schwung und ließ die „teuflischen“ Triller rollen. Es hatte etwas Infernalisches, das Publikum war ganz aus dem Häuschen.
Erst als Elly Suh ein „kleines Stück“ von Astor Piazzolla ankündigte, das sie für Streichensemble arrangiert hatte, setzten sich alle wieder auf ihre Plätze. Die Geigerin schränkte zwar ein, „ich kann nicht versprechen, dass meine Hand noch funktioniert“, aber alles „funktionierte“ tadellos. Bei diesem Tango mit buchstäblichem Pfiff hatten alle Spaß, wie man sehen konnte: das Publikum, die Streicher und die Solistin.
Städtischer Musikverein Lippstadt e.V.
Geiststraße 2
59555 Lippstadt
Fon: 0 29 41 / 77 22 5
E-Mail: info@musikverein-lippstadt.de
Bürozeiten:
Montag bis Freitag: 09.00 – 13.00 Uhr
Volksbank Beckum-Lippstadt
IBAN: DE41 4166 0124 0704 0427 00
BIC: GENODEM1LPS
Sparkasse Lippstadt
IBAN: DE60 4165 0001 0000 0171 03
BIC: WELADED1LIP
© 2022 Städtischer Musikverein Lippstadt e.V.