Glück und Elend der großen Romantiker – Klavierabend mit Klaus Sticken

13.04.2022; Der Patriot

Klaus Sticken ist in Lippstadt längst kein Unbekannter mehr. Am Samstag, 23. April, ist der Pianist in der Kammermusikreihe des Städtischen Musikvereins zu hören. In der Jakobikirche erklingen die Sonate-Fantasie gis-Moll op. 19 von Alexander Skrjabin, Robert Schumanns „Kreisleriana“ op. 16 und die Sonate B-Dur D. 960 von Franz Schubert.

Lippstadt – Einen „ungewöhnlich faszinierenden Pianisten“ nannte Patriot-Kritiker Alfred Kornemann Klaus Sticken anlässlich eines Klavierabends im Oktober 2016. „Was fesselt an seinem Musizieren in einer Zeit, in der Künstler seiner Generation und jüngere so häufig ihr Ego über die Komponisten und deren Werke kleben? Es ist die Selbstverständlichkeit, mit der das Musizieren von Klaus Sticken so klingt, als könnte es vom Komponisten gar nicht anders gemeint sein.“

In seinem aktuellen Programm lote der Wahl-Wiener „Glück und Elend großer romantischer Komponisten“ aus, schreibt der Musikverein in seiner Ankündigung. Franz Schuberts letzten drei Klaviersonaten entstanden im August 1828 und stellen laut Musikverein gewissermaßen sein kompositorisches Vermächtnis dar. „Die letzte in B-Dur beschließt sogar das gesamte Klavierwerk Schuberts, ist daher nicht zu Unrecht vom Nimbus des Schwanengesangs umgeben.“

Robert Schumann habe in seiner Rolle als Musikkritiker 1838 über „Franz Schubert’s letzte Compositionen“ geschrieben, sie seien dort angesiedelt, „wo die Phantasie durch das traurige ‚Allerletzte‘ nun einmal vom Gedanken des nahen Scheidens erfüllt ist“.

Im gleichen Jahr stellte Schumann seine „Kreisleriana“ fertig, die in acht Einzelsätzen die exzentrische literarische Figur des Kapellmeisters Johannes Kreisler charakterisiert. Die war das literarische Alter Ego von E. T. A. Hoffmann, der den skurrilen Kapellmeister in einer ganzen Reihe von Texten auftauchen ließ und ihn dabei nach Einschätzung des Paderborner Literaturwissenschaftlers Hartmut Steinecke zu der „Künstlerfigur der Romantik überhaupt“ machte.

„Da gibt’s zu denken dabei“, prophezeite Robert Schumann bezüglich seiner musikalischen Adaption. „Er sollte Recht behalten“, meint der Musikverein. „Generationen von Musikern und Musikwissenschaftlern haben sich den Kopf über den Sinn des Titels zerbrochen.“

Alexander Skrjabin hingegen habe seiner zweisätzigen 2. Sonate ein Programm unterlegt und damit der Fantasie des Hörers auf die Sprünge geholfen: „Der erste Teil stellt eine ruhige Nacht an einem Strand im Süden dar; die Durchführung besteht in der dunklen Bewegtheit der tiefen, tiefen See“, heißt es da. „Der Mittelteil in E-Dur beschreibt das sanfte, nach der ersten Dunkelheit der Nacht heraufsteigende Mondlicht. Der zweite Satz stellt den weiten, vom Sturm bewegten Ozean dar.“

Klaus Sticken absolvierte sein Konzertexamen an der Hochschule für Musik und Theater Hannover. Er war in bedeutenden Konzertsälen wie der Hamburger Laeiszhalle, dem Berliner Konzerthaus, der Tonhalle Zürich oder dem Großen Saal des Moskauer Tschaikowsky-Konservatoriums zu hören und arbeitete als Solist mit Orchestern wie den Warschauer Philharmonikern, dem Orchestre de Chambre de Lausanne, den Berliner Symphonikern oder den Moskauer Symphonikern zusammen. Sein Repertoire umfasst laut Presseinfo nicht zuletzt „vernachlässigte Kompositionen, darunter Meisterwerke von Muzio Clementi, Julius Reubke, Richard Strauss, Erich Wolfgang Korngold, Frank Martin, Arthur Honegger oder Nino Rota“.

Das Konzert beginnt um 18 Uhr. Karten gibt es im Vorverkauf in der Kulturinformation im Rathaus, Telefon: (0 2941) 5 85 11, sowie an der Abendkasse.

++++ Zum Einlesen ++++

Wer sich ordentlich auf das Konzert vorbereiten will, kann sich schon mal in die Welt des Kapellmeister Kreisler einlesen. E. T. A. Hoffmann hat die Figur nicht nur in den Erzählungen seiner „Kreisleriana“ – die auch Robert Schumanns Klavierzyklus seinen Titel gab – auftauchen lassen, sondern zum Beispiel auch in dem Roman „Lebensansichten des Katers Murr“ und dem Kunstmärchen „Der goldne Topf“.

Auch Klaus Sticken wendet sich mit den „Davidsbündler Tänzen“ (op. 6) Robert Schumann zu, stellt dem Erzromantiker jedoch Johann Sebastian Bachs Partita Nr. 5, die „Valses nobles et sentimentales“ von Maurice Ravel sowie den Mephisto-Walzer Nr. 1 von Franz Liszt zur Seite.

*Klaus Sticken gestaltet am 23. April einen Klavierabend in der Jakobikirche. Foto: Teschner