„Hausmusik“ auf hohem Niveau

Prachtvolles Kammerkonzert des Parfenov-Duos in der Jakobikirche

LIPPSTADT So ungefähr könnte man sich heute das früher so beliebte Genre der „Hausmusik“ vorstellen, das dem allgemeinen akustischen Lärm hat weichen müssen. Das Kammerkonzert des Städtischen Musikvereins hat es wieder aufleben lassen.

Zwei begabte Musikanten stellen sich einem erwartungsvollen Publikum mit einem Programm, das nicht vorweg bekannt gemacht wurde. Man freut sich über die Klänge, die einem entfernt bekannt vorkommen, man lässt sich vom musikalischen Einfallsreichtum der Interpreten überraschen. So ungefähr war das auch beim Kammerkonzert in der Lippstädter Jakobikirche mit dem prachtvollen Duo Juliana Münch (Violine), und André Parfenov (Klavier), das die Hörer ebenso irritieren wie zu dem beliebten Musikrätseln ermuntern konnte.

Das begann schon mit dem Eingangswerk des „Vier Jahreszeiten in vier Jahrhunderten“ betitelten Programms. Ouvertüre und Rezitativ aus Joseph Haydens Oratorium „Die Jahreszeiten“, auf Violine und Klavier gebracht? Das war emotional erfülltes Musizieren, aber das Werkarrangement des Pianisten Andre Parfenov doch souverän über die Wiedererkennbarkeit des Werkausschnitts aus Joseph Haydns Oratorium hinausgetrieben.

Ähnlich erging es den beiden Nummern aus dem Klavierzyklus „Die Jahreszeiten“ von Peter Tschaikowski. Wer den Klavierzyklus kennt, konnte sich aber auch hier daran erfreuen, mit welchem Feinsinn und welcher musikalischen Ernsthaftigkeit der arrangierende Pianist zu Werke gegangen war. Antonio Vivaldis „Sommersturm“ aus dessen „Vier Jahreszeiten“ ließ sich die Geigerin Juliana Münch zur Demonstration ihrer glänzenden technischen und musikantischen Fähigkeiten natürlich nicht entgehen.

Die zweite Programmhälfte kehrte sich nun gar nicht um das Motto des Abends, und das tat ihr sehr gut. Hier störten keine etwas willkürlich gesetzten Lyrik- oder Prosatexte, hier wurde ebenso munter geplaudert wie hinreißend gejazzt. Da konnte ein Satz der 1. Sinfonie von Ludwig van Beethoven ebenso den Jazz-Auslöser anbieten wie beschwerliche Erfahrungen im häuslichen Umfeld.

André Parfenov ist ein höchst angeregter wie anregender Jazzer und Juliana Münch musste sich als charmante und interpretatorisch einfühlsame Geigerin dahinter nicht verstecken. Wenn es stimmt, dass sich eine Gehirnhälfte von klassischer Musik, die andere vom Jazz ansprechen lässt, dann waren die Hörer des Kammerkonzertes mit dem Parfenov-Duo in Hirngänze angesprochen, in ihrem Herzen sowieso.