Innige Klangsymbiose

Lippstadt   Bezaubernde Klassik durchpulste das Stadttheater: Zu Gast war das Kammerorchester des Nationaltheaters Prag unter Leitung seines Chefdirigenten Petr Vronsky — ein Orchesterchef, der gern auf Podium und Taktstock verzichtet und seine Musiker mit der „Sprache“ seiner Finger zu motivieren weiß. Als Introduktion wählten die Prager Sinfoniker mit Carl Philipp Emanuel Bachs dreisätziger „Berliner Sinfonie“ e-Moll ein kurzes adrettes Bravourstückchen mit flüssig gestalteten Allegro-Ecksätzen. Im Mittelpunkt des Konzertes stand das berühmte Klarinettenkonzert A-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart — ein Paradestück für die hochdekorierte Klarinettistin Shirley Brill. Nach einer langen Orchestereinleitung löste sich das Soloinstrument mit dem wiederholten, fugierten und verzierten Hauptthema ab. Auch das zweite kunstvoll herausgearbeitete Thema erklang bei gleichberechtigtem Orchestersatz in betont heiterer und fröhlicher Gangart. In feinster Cantabile-Manier versah die Solistin in inniger Klangsymbiose mit dem Orchester das gefühlvoll interpretierte Adagio-Thema im zweiten Satz und gab sich vor sensiblem Streicher-Background im versonnenen Piano sehr zurückhaltend, bevor die musikalisch kecken Motive in freudig hüpfenden Sologängen das tänzerische Rondo-Thema mit seinen reizvollen Wendungen und Kontrasten einleiteten, die sich dann nahezu ins Groteske steigerten — eine virtuose Glanzleistung der Ausnahme-Klarinettistin. Für den minutenlangen Beifall des Publikums bedankte sich die Künstlerin mit einem Solo-Prelude als Zugabe. Nach der Pause spannten die Prager einen kompositorisch reizvollen Bogen von Mozart zu Franz Schubert, dessen 5. Sinfonie B-Dur sich deutlich an Mozart orientierte. Anmutige, von keiner Tragik gestörte Klänge wurden in ihrer prächtigen Synthese der klassischen Form und romantischer Kantilene und Harmonik im ersten Satz transparent. Gefühlsbetont gaben sich die Musiker im zweiten Satz, dessen innig eingefärbte Andante-Thematik ebenfalls durch keine Gegenführung getrübt wurde. Im Menuett spannten reizvolle Ländlerrhythmen eine weit ausgelegte Melodie zum bordunartigen Bass, bevor sich im einfachen Sonatensatz des Allegro Vivace ein Bündel lebhafter Melodien in sinfonischem Gewand zum temperamentvollen Finale vereinte. Umrahmt wurde die Schubert-Sinfonie von zusätzlichen Kurzkompositionen wie Antonin Dvoráks Konzertwalzer A- und D-Dur, einem Mozart-Menuett sowie einem feuriger Tanz aus „Carmen“ von Georges Bizet.