Silvesterkonzert im Stadttheater: Philharmonie und Solisten läuten 2016 ein
Die Wiener Symphoniker machen’s, und auch das Lippstädter Publikum liebt diese Tradition, dass auf das Pflichtprogramm als Nachschlag noch der „Radetzkymarsch“ folgt. Dabei versteht es der Dirigent Hermann Breuer die Stimmung aufzuheizen. Schwungvoll schmissig macht sich unter seinem Dirigat die Philharmonie Tschenstochau über diese Komposition her. Erklärende Worte gegenüber dem Publikum braucht Breuer, der bei den Silvesterkonzerten im Stadttheater launig unterhaltsam durch das Programm führt, nicht. Dem Auditorium zugewandt schwingt er seinen Dirigentenstab und animiert das Klatsch-Publikum zum Mitmachen, und so schwelgen die Leute zum Abschluss der beiden Konzerte in „Radetzkymarsch“-Seligkeit, bevor sie durch die Theatertore gen Silvesterfeier entschwinden. Prickelnd wie frisch entkorkter Sekt lässt Breuer das Orchester schon vorher tanzen. Walzer- und Polkaklänge, etwas fürs Gemüt und jede Menge Ohrwürmer hat er im Gepäck. Die Reise führt gen Italien. „Dein ist mein ganzes Herz“ lautet das Motto der Aufführung, die Gassenhauer wie unter anderem Eduardo di Capuas „O sole mio“ mit gefühlsbeladenen Stücken wie zum Beispiel Giacomo Puccinis „O soave fanciulla“ aus der Oper „La Boheme“ vereint. Und natürlich gehört zu einem klassischen Silvesterkonzert auch etwas von Johann Strauß. Mit der „Champagner Polka“ lassen die Musiker schon weit vor Mitternacht die Sektkorken knallen, denn in dieser mitreißend mit Tempo und Temperament gespielten Polka sind etliche „Plopps“ zu hören, so als würde das Orchester gleich dutzendweise die Champagnerflaschen entkorken. Nicht gewichtig, sondern federleicht kommt auch sonst Vieles daher. Dabei entlockt Breuer den Musikern viele Facetten. Lust und Leidenschaft zeichnen ihre Interpretationen aus – wie bereits zum Auftakt des Konzerts die Ouvertüre zu Giuseppe Verdis „Nabucco“ zeigt, wo die Philharmonie Tschenstochau große Themen dieser Oper bereits im Kleinen andeutet und die Musiker zwischen romantisch weichen Klängen und heiter schnellen Rhythmen wechseln. Doch ein Silvesterkonzert ist letztlich nichts ohne seine Solisten. Souverän und mit beeindruckender Tiefe und Weite meistert die Sopranistin Ulrika Maria Maier ihre Arien.
In ihrer Stimme ist alles drin – Wehmut, abgründiger Schmerz, Dramatik, Wärme, aber auch das heiter Leichte und keck Souveräne. Das beweist sie in Giacomo Puccinis Arie „Un bel di verdremo“ aus der Oper „Madame Butterfly“ sowie in Gerhard Winklers Arie „Komm, Casanova küss mich“. Die Stimme des Tenors Angelos Samartzis ist solide. Seinen Interpretationen zu Stücken wie beispielsweise Giuseppe Verdis „La donna è mobile“ und Franz Lehárs „Dein ist mein ganzes Herz“ würde allerdings mehr Herz und Seele guttun. Am schönsten ist es natürlich, wenn Maier und Samartzis im Duett singen. Da ergänzen sich ihre Stimmen perfekt, und so erlebt man ein rundum stimmiges Konzert.
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