Melancholisch und verspielt

Mitreißendes Konzert des Azahar Ensembles in der Jakobikirche

LIPPSTADT Mit dem überraschend erfrischenden Frühlingstemperaturen wetteiferte im Kammerkonzert in der Lippstädter Jakobikirche das charmante, sympathisch junge Azahar Ensemble — Bläserinstrumentalisten, die sich vor fast zehn Jahren im Nationalen Jugendorchester Spaniens gefunden und zu einem Ensemble zusammengetan haben.

Es gibt durchaus Formationen, die aus Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott und Horn bestehen. Aber es sind doch immer gewisse Exoten, weil für sie die Zahl der Original-Kompositionen sehr schmal ist. Zur Hilfskonstruktion der Bearbeitungen zu greifen, ist also ebenso verständlich wie förderlich für die Verbreitung wertvoller Kammermusik.

Ein hübsches Einspielstückchen stand mit Wolfgang Amadeus Mozarts Bearbeitung seiner Fantasie für eine Orgelwalze am Beginn des Programm. Schon hier zeigten sich die künstlerischen Merkmale des Azahar Ensembles: seine unverkrampfte Spielfreude, technische Souveränität und ein musikantisches Miteinander, bei dem jedes Mitglied sich mit seinem Werkbeitrag gewürdigt weiß.

Und das wurde umso mehr bei dem D-Dur Bläserquintett op. 91 Nr.1 des Großmeisters für diese Besetzung, Anton Reicha, deutlich. Das hatte mitreißenden Spielwitz ohne Oberflächlichkeit, zeigte die ganze instrumentale Beherrschung des Komponisten, der jedem Instrument trefflichen Spielraum zuweist. Und den nutzten die Ensemblemitglieder prachtvoll: Frederic Sánchez Muñoz (Flöte), Maria Alba Carmona Tobella (Oboe), Miquel Ramos Salvadó (Klarinette), María José García Zamora (Fagott) und Antonio Lagares Abeal ( Horn).

Das ist schon ein Geschenk an die Besetzung von einem Komponisten, der in Paris eine große Zahl bedeutender Schüler ausgebildet hat, von dem aber Frédéric Chopin tief enttäuscht in einem Brief feststellte, dass er die Musik nicht liebe, nicht einmal in die Konzerte des berühmten Pariser Konservatoriums gehe. Gemeinsam mit Luigi Cherubini unterlag er dem Chopin-Urteil: „Diese Herren sind nur eingetrocknete Mumien, auf die man mit Verehrung zu blicken und aus deren Werken man zu lernen hat.“ Aber wer sagt denn, dass große Künstler, Komponisten oder Dichter, auch besonders sympathisch sein müssen? Schrieben sie nur solche Werke wie Anton Reicha und würden sie dann so prachtvoll interpretiert wie hier vom Azahar Ensemble.

Ansprechende Miniaturen von Joaquín Turina bestimmten den zweiten Programmteil: „Mujeres españolas“ op. 73, charmant gespielt, charakteristisch melancholisch wie verspielt, immer mit zupackender Dynamik.

Am Schluss dann Carl Nielsens Bläserquintett A-Dur op. 43, eine Komposition bildreich erzählender Musik, die in den Variationen dem Ensemble glänzende Soloauftritte anbot. Und die wurden mitreißend erfüllt, wie das gesamte Programm, und so konnte das Publikum beschwingt in den Frühling gehen.