Das ungewöhnlich besetzte Trio Neo spielte ebenso schwungvoll wie sensibel
05.11.2024; Der Patriot
Von Bettina Boronowsky
Lippstadt – Wäre doch jeder Besuch bei Freunden oder Fremden so erfolgreich wie jene legendäre Visite der beiden berühmten Baermanns im Hause Mendelssohn! Während die beiden Klarinettisten, Vater und Sohn, nämlich Dampfnudeln zubereiteten, komponierte Freund Felix „mal eben“ ein Stück für alle drei. Das wurde nach Dampfnudeln und Dessert noch uraufgeführt und der Nachwelt damit das Konzertstück Nr. 1 fis-Moll op. 113 hinterlassen.
Mit dieser Überlieferung hatte Fagottist Theo Plath gleich zu Beginn des Abends in der Lippstädter Jakobikirche die Publikumssympathien auf die Seite des Trios Neo gezogen. Zuvor hatte er das Konzertstück gemeinsam mit Nemorino Scheliga an der Klarinette und Aris Alexander Blettenberg am Klavier gleichermaßen schwungvoll und sensibel zu Gehör gebracht. Die beiden Bläser wetteiferten dabei in kunstvollen Duellen.
Überhaupt zogen mit den drei jungen Musikern Frische, Spielfreude und Schwung auf die Bühne. Auch eine Prise Humor war dabei, Musikalität und Können sowieso. Das war Kompetenz ganz ohne Routine.
Stand das Mendelssohn-Stück zwar in fis-Moll, trug aber er einen heiteren, im Mittelteil gesanglich-volksliedhaften Charakter, so kam das hochromantische „Trio Pathètique“ in D-Moll des Russen Mikail Glinka anders daher: sehr melancholisch, ja traurig, zerrissen, zuweilen aber ein bisschen prätentiös. Da hatte keines der Instrumente etwas Positives zu singen. Das Werk war für den Komponisten eine Art Therapie nach einem Zusammenbruch gewesen. Und für die beiden Bläser die Möglichkeit, Wärme und Glanz des Fagotts sowie klangliche Vielseitigkeit der Klarinette vorzuführen.
Klassisch strahlend und hell wurde es wieder nach der Pause mit Ludwig van Beethovens „Grand Trio“. Der Komponist selbst hatte sein sehr erfolgreiches Septett aus dem Jahr 1799 später zu einem sublimen Trio umgearbeitet. Das bot endlich auch dem Pianisten Aris Alexander Blettenheim die Chance, groß rauszukommen. Während seine beiden Mitspieler von Anfang an Gelegenheiten hatten, wie Solisten Virtuosität und Musikalität zu zeigen, bot der Klavierpart des Beethoven-Trios jetzt diese Möglichkeiten endlich auch ihm an. Beethoven hatte die Streicherstimmen seines Septetts dem Klavier anvertraut und die des Horns „verteilt“, so dass der Pianist reichlich Gestaltungsraum bekam und freudig nutzte.
Nach den vorhergehenden schwierigen Interpretationen präsentierten die drei Protagonisten pointiert und beschwingt auch in Beethovens gesanglichem, sechssätzigem Werk ihr klasse Format. Das Publikum applaudierte begeistert und bekam zum Schluss noch eine kleine Delikatesse: Mit Dampfnudeln hatte das Konzert begonnen und so endete es auch – mit einem „Dampfnudelchoral“ in bester Blasmusik-Manier als Zugabe.
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