Da freute sich der Dirigent: Hermann Breuer, auch zum Jahreswechsel 2018/2019 wieder gut gelaunter Orchesterchef und Moderator, gratulierte dem Lippstädter Publikum zum Entschluss, trotz der Stadttheater-Sanierung der Tradition der Silvesterkonzerte treu geblieben zu sein.
Von Lothar Brode
Lippstadt – Zwar ist die Aula der Gesamtschule nicht vergleichbar mit dem Stadttheater, aber dennoch stimmte das Ambiente des großen Saales trotz einiger Improvisationen der Orchesterleute. Die geringere Zuhörer-Resonanz in diesem Jahr, die zu einer Reduzierung des Angebots (nur ein Konzert statt zwei) geführt hatte, erscheint daher unverständlich. „Freunde, das Leben ist lebenswert“: Wie ein roter Faden zog sich die gleichnamige Arie aus Franz Lehárs Operette „Giuditta“ als musikalisches Leitmotiv durch das gesamte Konzert des Städtischen Musikvereins. Es wartete diesmal durchweg mit bekannten und beliebten Kompositionen der leichten Muse auf und sorgte mit reichlich Walzer- und Polka-Seligkeit für die adäquate innere Freude zum Jahresausklang.
Hermann Breuer begrüßte die Philharmonie aus Lemberg (Ukraine) in der Aula. Sie war in großer Besetzung „eigens über 1200 Kilometer angereist ist, um Sie hier in Lippstadt zu erfreuen“, rief Breuer dem Publikum zu.
Die Philharmonie ging dann auch gleich mit der Ouvertüre zu „Dichter und Bauer“ von Franz von Suppé recht schwungvoll zur Sache, bevor der Orchesterchef beim wohl bekanntesten Ungarischen Tanz Nr. 5 g-moll von Johannes Brahms eine rasche Gangart vorgab. Leichtfüßig interpretierte das Orchester mit reichlich spielerischer Fantasie und Raffinesse den Walzer aus dem Ballett „Schwanensee“ von Peter Tschaikowsky. Nach der schnellen Polka „Bahn frei“ von Eduard Strauß gelang das gezupfte Streicher-Pizzicato aus dem Ballett „Sylvia“ vorzüglich.
Wiener Kaffeehaus-Atmosphäre produzierte das Ensemble beim Walzer von Robert Stolz. Der pfeffrige Teufelstanz von Josef Hellmesberger, der Weibermarsch aus Franz Lehárs Operette „Die Lustige Witwe“ sowie der beliebte Frühlingsstimmenwalzer von Johann Strauß gehörten zu den weiteren konzertanten Höhepunkten.
Für vokalsolistischen Glanz sorgte der Tenor Manfred Fink mit so beliebten Operettenarien wie „Dein ist mein ganzes Herz“, der Titelmelodie „Freunde, das Leben ist lebenswert“ und dem berühmten Wolgalied von Franz Lehár. Auch im Opernfach ist der Kammersänger zu Hause, wie er stimmgewaltig mit der Arie „Nessum dorma“ aus der Oper „Turandot“ von Giacomo Puccini bewies.
Mit zwei im Charakter höchst unterschiedlichen Beiträgen von Leroy Anderson sowie einem musikalischen Feuerwerk „Donner und Blitz“ (Johann Strauß-Polka) und dem unverwüstlichen Radetzky-Marsch entließen die Lemberger Musiker ihr Publikum fröhlich in die Silvesternacht.
Auf Mozarts Spuren
Die Lemberger Philharmonie ist eines der angesehensten Orchester der Ukraine und wurde 1902 gegründet. Die Wurzeln des Orchesters reichen jedoch bis ins 19. Jahrhundert zurück und sind eng mit dem Namen Franz Xaver Mozart verbunden. Der jüngste Sohn des berühmten Komponisten Wolfgang Amadeus wirkte fast 30 Jahre als Pädagoge, Komponist und Pianist in Lemberg und war Mitbegründer der ersten musikalischen Gesellschaft der Stadt.
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