Parfenov Duo überzeugt mit teuflisch gutem Spiel

Komponist André Parfenov und die Violinistin Iuliana Münch führen die alten Meister in der Jakobikirche zusammen.

*Am Samstag schuf das Parfenov Duo mit Piano und Violine Begegnungen in der Musik. Foto: Heier

18.01.2022; Der Patriot

Von Marion Heier

Lippstadt – Gegensätze ziehen sich bekanntlich an. Zumindest trifft diese Redewendung für das Konzert mit dem Parfenov Duo zu, das am Samstagabend in der Jakobikirche unter dem Titel „Eine Wechselbeziehung zwischen zwei genialen Meistern“ gastierte. Der Komponist und Pianist André Parfenov und die Violinistin Iuliana Münch lieferten sich darin einen meisterlichen Schlagabtausch ihrer Kunst.

Grundlage sind die Kompositionen Parfenovs, der in seinen Arrangements über die Epochen hinweg die alten Meister zusammenführt. Corelli mit Rachmaninow, Tschaikowski mit Paganini und als Herzstück Camille Saint-Säens mit Franz Liszt. Es ist eine große Freude, den beiden zuzuschauen und zuzuhören, wie sie die doch so unterschiedlichen Klangwerke zu einem neuen, eigenständigen Werk zusammenführen. Dabei liegt es beiden spürbar am Herzen, die damalige Zeit lebendig werden zu lassen, in der die Pariser Bohéme bei einer Flasche Wein künstlerische Ideen austauschte.

Wie lebendig, sinnlich und erfüllend diese Musik ist, das vermittelt das Duo auf faszinierende Art und Weise. „Lassen Sie uns wieder die Nähe zueinander finden und uns in der Musik begegnen“, sagt Iuliana Münch. Diese Begegnung in der Musik gelingt den beiden vollumfänglich – sowohl programmatisch, als auch als aufführendes Duo. Während sie den kommunikativen Part gibt, musikalische Anliegen und Informationen zu den Stücken und Komponisten erläutert, ist er der eher Introvertierte, der voll und ganz in seiner Musik versinkt.

Beide glänzen mit großartiger Virtuosität, vereinen die tonale Tonkunst eines Corelli mit dem modernen, harmonisch ausgeprägten und emotionalen Rachmaninow. Auch widmen sie sich Tschaikowski, der die beiden zusammengeführt hat oder dem Geiger Paganini, der in einer illustren Bearbeitung am Klavier zu hören ist. In ihr legt Parfenov ein aufbrausendes, gar widerspenstiges Spiel voller voluminöser Kraft an den Tag, tänzelt durch die Chromatik und demonstriert eine Fülle an Harmonien. Da passiert so viel, wird es schon fast ein wenig jazzig.

Kapriziös bewegt sich Münch durch das „Cinderella-Ballett“ von Sergei Prokofiew. Das ist ihr Stück, wird sie zur koketten Teufelsgeigerin. „Da war der Teufel los“, verdeutlicht sie angesichts der Lust Liszts, seine Musik zu offerieren. Wie dieser es bei seinen Aufführungen schaffte, ein Klavier kaputt zu spielen, passiert Parfenov zwar nicht, doch lässt er dies beim Mephisto-Walzer Nr.2 durchblicken. Das zwischen 1878 und 1881 entstandene Werk widmete Liszt seinem jüngeren Kollegen Camille Saint-Saëns, der sich bereits 1872 mit dem „Danse macabre op. 40“ düsteren Klangwelten zugewandt und damit das wohl bekannteste musikalische Totentanzstück kreiert hatte.

Der makabere Tanz kommt auch am Samstag kühn daher. Hier bündelt sich noch einmal das sinnliche Spiel der Violinistin mit dem gewaltigen, dramaturgischen Spiel des Pianisten, der darin immer wieder die besänftigenden, typischen Saint-Säens-Läufe aufblitzen lässt, wie man sie von den „Fischen“ aus dem „Karneval der Tiere“ kennt. Es ist ein erschöpfendes Spiel, das sieht man den beiden nach knapp zwei Stunden an. Umso mehr gebührt ihnen der anerkennende Applaus.