Die Philharmonie Pilsen überzeugte mit einem ungewöhnlichen Programm
LIPPSTADT In einer Zugabe – welches Orchester gibt schon eine Zugabe wie im jüngsten Konzert des Städtischen Musikvereins die Philharmonie Pilsen – darf es ruhig auch mal tänzerisch lärmend zugehen. Besonders dann, wenn Antonin Dvoráks „Amerikanische Suite op. 98b“ am Ende des eigentlichen Programms mit so viel agogischer Lebendigkeit, liedhafter Poesie und überlegter, sensibler Dynamik gespielt worden war, wo folkloristische Elemente so wenig aufgetragen waren, dass die Suite weniger amerikanisch als smetana’sch klang. Hoher Sinn für Publikumswirksamkeit Hier auch hatte der musikalische Leiter Tomas Brauner die fast spielerische Souveränität, die dem Orchester jede klangliche Verspanntheit nahm. Die hatte sich im ersten Programmteil ein wenig eingestellt weil – völlig verständlich – der Dirigent hier bei den Werken von George Gershwin und Leonard Bernstein zunächst rhythmisch absolute Präzision einfordern musste. Dass dabei in Gershwins „Kubanischer Ouvertüre“ besonders mit unterschiedlicher Klangpalette gespielt wurde, begeisterte das Publikum, und der Komponist hat nun mal hohen Sinnfür Publikumswirksamkeit. Im Mittelpunkt des Programms aber stand die „Serenade für Violine, Streichorchester, Harfe und Schlagzeug“ von Leonard Bernstein. Dieses Platons „Gastmahl“ nachempfundene Werk ist so voll von klanglichem Raffinement, verbindet tänzerische Momente mit fast plaudernden Sprachelementen, ist von sensibler Szenerie, dass sich die angelegte Personenregie selbstverständlich verdeutlicht. Wunderbare Geigerin Und dann ist da die wunderbare Geigerin Tai Murray, höchst werkzutreffend eingesetzt, welche die emotionalen Momente ebenso erfüllt, wie sie mit energischem Zugriff und bravuröser Bogentechnik dramatische Elemente durch die Doppelgriffe jagt. Im „Poème“ für Violine und Orchester von Ernest Chausson konnte sie danach in völliger stimmungsmäßiger Übereinstimmung mit Dirigent und Orchester die durch russische Literatur ausgelöste Komposition bis in die feinsten lyrischen Verästelungen vorstellen. So wurde es ein Konzertabend, an dem ein ungewöhnliches Programm, eine glänzende Solistin, ein in allen Bereichen ausgeglichen klingendes Orchester der Philharmonie Pilsen und ein inspirierender Dirigent Tomas Brauner das Publikum begeisterten.
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