Sie war der Höhepunkt des Abends. Noch vor der Pause musste die Star-Geigerin Tianwa Yang beim Konzert des Städtischen Musikvereins Lippstadt mit dem Staatsorchester Rheinische Philharmonie eine Zugabe geben.
23.09.2023; Der Patriot
Von Marion Heier
Lippstadt – Ja, es hätten noch mehr Zuschauer sein können, doch wusste das Publikum seinen Stargast zu feiern. Die Violinistin, die auf den großen Bühnen der Welt zuhause ist, begeisterte mit der folkloristisch angelegten „Schottischen Fantasie“ von Max Bruch das Publikum so sehr, dass es mit stehenden Ovationen eine Zugabe einforderte.
Dabei ist die in Peking geborene und seit 2013 in Kassel lebende Tianwa Yang nicht nur im Musizieren so authentisch, sie ist es auch in ihrer ganzen Erscheinung. Komplett frei von Allüren, sondern ganz auf die Musik gerichtet ist sie, als sie die Fantasie für Violine mit Orchester und Harfe unter freier Benutzung schottischer Volksmelodien in Es-Dur, op 46, anstimmt.
Den Blick stets ernst gegen den Boden gerichtet, legt sie all ihre Konzentration in die Auslegung des romantischen Werkes, das mit seinen folkloristischen Anleihen im Gegensatz zu den weiteren Protagonisten des Abends, Richard Wagner und Johannes Brahms, aus dem Rahmen fällt. In allen vier Sätzen verarbeitet Bruch ein populäres schottisches Volkslied und strickt daraus ein vielseitiges Werk, das sich zwischen gesanglichen und wild-virtuosen Passagen bewegt.
Bereits vor zwei Jahren verzauberte Tianwa Yang das Lippstädter Publikum, damals mit Bruchs bekanntem Violinkonzert Nr. 1. Schon im dem Konzert vorangestellten Gespräch mit Burkhard A. Schmitt, dem musikalischen Leiter des Lippstädter Musikvereins, hatte sie auf die so variantenreiche, aber doch selten gespielte „Schottische Fantasie“ neugierig gemacht.
Mit leicht auseinandergestellten Füßen fest im Stand und im weiten Bogen kreisenden Oberkörper verleiht sie der rein technisch am Instrument erzeugten Dynamik eine weitere Dimension, die akustisch raumfüllender wirkt. Wenn sie zu „Through The Wood Lady“ und „attaca“ ansetzt, ist es, als wenn sich die Klassik mit der Lebendigkeit der Jigs und Reels schottischer Musikkultur vereint. Wie frank, frech und frei erklingt das die Dudelsack-Imitation auf der Violine, die Bruch in einer feierlichen Prozession eingebaut hat.
Yang ist dieser frechen Kombination ehrlich zugewandt, entlockt ihr Liebreiz und Eleganz, aber auch Ungestümtheit. Als Zuhörer wird man mitgerissen, ist ganz bei ihr. Da tremoliert und arpeggiert sie virtuos, erreicht das hoch gestrichene C in aller Leichtigkeit.
Das Orchester ist ihr ein ebenbürtiger Partner, wenn es darum geht, Stimmungen aufzufangen und zu verstärken. Der mit Beginn der Spielzeit 202220/23 neue künstlerische Leiter der Rheinischen Philharmonie, Benjamin Shwartz, ist ein präziser und entspannter Dirigent, der Oboen, Klarinetten, Geigen, Celli und Harfe stets ein freundliches Lächeln schenkt. In seinen weichen Mokassins ist der sehr jugendlich wirkende Amerikaner ebenso mit viel Körpereinsatz unterwegs. Tänzelnd bewegt er sich auf seinem Pult, streckt die Arme mit gestikulierenden Händen weit aus und lässt aufmerksame Blicke nach links und rechts zu den Streichern schweifen.
Wie sehr passen Solistin und Orchester da doch zusammen. Kein Wunder, dass so viel Applaus folgen muss beim Konzert, mit dem der Musikverein seine neue Spielzeit einläutete. Das stand ganz im Zeichen der Romantik, beginnend mit der Ouvertüre aus Richard Wagners Oper „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg“. Weit ausholende Streicher, Hörner, Harfe und die Kontrabässe kreieren einen melodiösen, rauschenden Klang, der den Raum erfüllt.
Die 3. Sinfonie von Johannes Brahms reizt dies auf einer leiseren Ebene aus. Hier ist es das Spiel mit stimmungsvollen Klangfarben, die seine als schönste bezeichnete Sinfonie mit der mäandernden Melodie im bekannten dritten Satz zu einer Sinfonie des Herzens machen und die ein von Klängen beseeltes Publikum entlässt.
Benjamin Shwartz dirigierte mit viel Körpereinsatz.
Das Staatsorchester Rheinische Philharmonie harmonierte wunderbar mit der Solistin.
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