„Sea Symphony“ legt endlich ab

16.03.2022; Der Patriot

Die gewaltige „Sea Symphony“ von Ralph Vaughan Williams steht am Samstag, 26. März, im Mittelpunkt des großen Chor- und Orchesterkonzerts im Lippstädter Stadttheater. Der Konzertchor des Städtischen Musikvereins wird dabei unterstützt von Mitgliedern der befreundeten Chöre aus Hamm, Wirges und Siegen.

Lippstadt – Ursprünglich sollte es schon im November 2020 so weit sein. Doch schon vor dem zweiten Lockdown war klar, dass das nicht klappen würde. Denn die ebenso anspruchsvolle wie umfangreiche Chorsinfonie „A Sea Symphony“ von Ralph Vaughan Williams, 1910 uraufgeführt in Leeds, braucht das ganz große Besteck.

Neben den jetzt an der Aufführung beteiligten vier Chören sollten ursprünglich sogar noch Sängerinnen und Sänger aus dem englischen Gloucester mitwirken. Dass ein Konzert in dieser Größenordnung in jener Phase der Pandemie völlig utopisch war, ist offenkundig.

Corona ist noch lange nicht vorbei. Doch kulturell geht inzwischen wieder einiges. Und so steht auch der Aufführung der „Sea Symphony“ nichts mehr im Wege. Komplettiert wird das Programm durch Felix Mendelssohn Bartholdys „Meeresstille und glückliche Fahrt“ und Vaughan Williams“ „Songs of Travel“. Als Vokalsolisten sind Alyona Rostovskaya (Sopran) und Markus Krause (Bariton) zu hören, den Orchesterpart übernimmt die Philharmonie Südwestfalen. Die musikalische Leitung liegt bei Burkhard A. Schmitt.

Das Konzertprogramm beginnt schon sehr maritim mit der Konzert- Ouvertüre „Meeresstille und glückliche Fahrt“ (op. 27) von Felix Mendelssohn Bartholdy. Inspiriert von Johann Wolfgang von Goethes gleichnamigen Gedichten schuf Mendelssohn die romantisierte Vertonung einer Seereise.

Die schlägt eine Brücke zu den nachfolgenden Werken. Vor dem Hauptwerk des Abends erklingen von Ralph Vaughan Williams‘ „Songs of Travel“ die Lieder „The Vagabond“, „The Roadside Fire“ und „Bright is the Ring of Words“. Sie sind laut Vorankündigung die einzigen vom Komponisten persönlich für großes Orchester instrumentierten Lieder aus seinem berühmten Zyklus für Bariton und Klavier.

„Der Wanderer war schon in der Romantik zum Topos, zum feststehenden Sprachbild geworden“, heißt es im Pressetext. „Fast immer hat diese Figur den Hintergrund, sozial nicht mehr geborgen, eher ein Außenseiter zu sein. Verloren irrt er umher.“ Auch der Vagabund in den „Songs of Travel“ breche alle Verbindungen hinter sich ab. „Doch wohin ist er unterwegs? Kommt er jemals an?“

Vertonte Texte von Robert Louis Stevenson

Die textliche Grundlage bilden eine Sammlung von 44 Gedichten, die „Schatzinsel“-Autor Robert Louis Stevenson 1984 bei seinem Tod auf der Insel Samoa im Südpazifik hinterließ. Neun dieser Reiselieder vertonte Vaughan Williams zwischen 1901 und 1904. Während Stevenson die Größe der Sprache feiere, beschreibe der Komponist die Schönheit der heimischen Natur und des traditionellen Volkslieds, heißt es im Pressetext weiter.

In der Tradition großer Chorsinfonien von Ludwig van Beethoven, Felix Mendelssohn, und Gustav Mahler stehend, habe Ralph Vaughan Williams mit seiner ersten Sinfonie „A Sea Symphony“ dann Neuland betreten. „In keinem vorangegangenen Werk waren Chor und Solisten in allen Sätzen gleichermaßen durchgehend gefordert. Wiederum waren es Texte, die ihn zur Komposition anregten. Diesmal aus der Feder des Schriftstellers Walt Whitman, der die Seereise als Metapher für die immerwährende Suche nach dem tieferen Sinn des Seins benutzte. Bis es im vierten Satz zu dieser transzendenten Reise der menschlichen Seele in göttliche Sphären kommt, stehen in den drei vorangegangenen Sätzen das Meer und der mit ihm eng verbundene Mensch, Stimmungsbilder auf hoher See und Naturbeschreibungen im Mittelpunkt.“

Die Interpretation „dieses Meisterwerks des 20. Jahrhunderts“ stelle „in jeder Hinsicht für die beiden Gesangssolisten, den Chor sowie das reich und farbenprächtig orchestrierte Orchester eine lohnende Herausforderung dar“. Die junge russische Sopranistin Alyona Rostovskaya ist kurzfristig für die ursprünglich angekündigte Manuela Uhl eingesprungen. Sie studierte den Angaben zufolge an der Russian Musical Academy Gnessin und absolvierte zudem eine Ausbildung in Schauspiel und Tanz. In der Spielzeit 2020/2021 war sie Ensemblemitglied am Volkstheater Rostock.

Der Bass-Bariton Markus Krause war schon mehrfach in Lippstadt zu hören. Seine solistische Konzerttätigkeit als Lied- und Oratoriensänger führte ihn laut Vorankündigung in Konzertstätten wie die Musikhalle Hamburg, den Münchener Herkulessaal, die Thomaskirche Leipzig und das Berliner Konzerthaus.

Das Konzert beginnt um 18 Uhr. Karten gibt es in der Kulturinformation im Rathaus.

*Der Konzertchor Lippstadt wird von Chören aus Hamm, Wirges und Siegen unterstützt.