Kurz vor der Aufführung der „Sea Symphony“ gab es noch einmal etwas Gegenwind. Erst musste das groß angelegte Chor- und Orchesterprojekt des Städtischen Musikvereins Lippstadt coronabedingt verschoben worden. Jetzt gibt es krankheitsbedingt kurzfristige Umbesetzungen. Doch das Konzert findet trotzdem wie geplant am Samstag, 26. März, im Stadttheater statt. Gewidmet wird es den Menschen in der Ukraine.
24.03.2022; Der Patriot
Von Andreas Balzer
Lippstadt – Ausgerechnet Burkhard A. Schmitt kann nicht dabei sein, wenn die große Chorsinfonie von Ralph Vaughan Williams am Samstag endlich auf die Bühne kommt. Dabei sei das monumentale Werk „eine ausgesprochene Herzensangelegenheit“ des Städtischen Musikdirektors, betont der Musikvereinsvorsitzende Dr. Peter Knop.
Doch die Aufführung ist durch den krankheitsbedingten Ausfall des Dirigenten nicht in Gefahr. Für ihn springt kurzfristig Lothar R. Mayer aus Hamm ein. Der ist Leiter der befreundeten Chöre aus Hamm und Siegen, die den Konzertchor Lippstadt bei der Aufführung verstärken.
Hinzu kommt der ebenfalls von Burkhard Schmitt geleitete Chor aus Wirges, so dass laut Peter Knop insgesamt etwa 100 Sängerinnen und Sänger auf der Bühne stehen. Nicht dabei ist indes der ursprünglich mit eingeplante Chor aus Gloucester. Das sei in der Pandemie organisatorisch zu schwierig gewesen, sagt Peter Knopp. „Das war zu aufwendig.“
Ganz verabschieden muss sich Burkhard Schmitt von der „Sea Symphony“ trotzdem noch nicht. Sollte er bis dahin wieder fit sein, sei es möglich, dass er die Leitung der am 3. April im Kurhaus Bad Hamm stattfindenden zweiten Aufführung übernehme, erklärt der Musikvereinsvorsitzende.
Umbesetzungen hat es auch bei den Vokalsolisten gegeben. Dass die ursprünglich angekündigte Sopranistin Manuela Uhl nicht dabei sein kann, stand schon länger fest. Der Sängerin sei es durch coronabedingte Terminverschiebungen nicht mehr möglich gewesen, nach Lippstadt zu kommen, erklärt Knop. „Sie hat uns aber die wohl sehr gute russische Sopranistin Alyona Rostovskaya empfohlen. Eine junge, aufstrebende, sehr temperamentvolle Künstlerin.“
Sehr kurzfristig fällt dagegen Markus Krause aus. Für den erkrankten Sänger konnte jedoch ebenfalls Ersatz gefunden werden. Der in Köln lebende Kanadier Michael Adair übernimmt den Bariton-Part in der „Sea Symphony“ und singt auch die ebenfalls auf dem Programm stehenden drei „Songs of Travel“ von Vaughan Williams.
Dass die Aufführung nicht nur mitten in einer Pandemie, sondern auch in Kriegszeiten stattfinden würde, konnte bei der Planung noch keiner ahnen. Der Musikverein hat sich deshalb entschlossen, das Konzert den Menschen in der Ukraine zu widmen. Thematisch geht es in den Werken des Abends zwar um etwas ganz anderes, doch für Burkhard Schmitt und Peter Knop gibt es durchaus inhaltliche Bezüge.
„Die drei Werke, die wir aufführen, haben alle etwas gemeinsam, es geht um den Menschen und das menschliche Leben“, erläutert Peter Knop. So sprechen die drei „Songs of Travel“ laut Knop „über die Einsamkeit, über die Wanderschaft des Menschen und seine Sehnsüchte, über Liebe und den Abschied.“
Das zweite Werk, Felix Mendelssohn Bartholdys Konzert-Ouvertüre „Meeresstille und glückliche Fahrt“, basiert auf zwei Goethe-Gedichten. Dort wird eine bedrohliche Situation während einer Flaute beschrieben. „Das Schiff kann sich nicht mehr bewegen, es herrschen Hilflosigkeit, Furcht und Todesangst. Im Grunde steht das symbolhaft für den Tod. Und dann kommt die Rettung durch den aufkommenden Wind, als Symbol für das Leben. Das zeigt die Abhängigkeit des Menschen von der Natur und ihren Launen.“
Auch im Hauptwerk, „A Sea Symphony“, gehe es um die Natur. „Da geht es um das Meer und die Seefahrt. Das Meer wird dabei personalisiert. Es wird praktisch bildhaft übertragen auf das menschliche Leben – von Adam und Eva bis zu seinem Ende.“ Das Werk sei dabei stark religiös geprägt. „Am Ende kommt in einem Gebet der Seeleute zum Ausdruck, wonach sich die menschliche Seele sehnt, nämlich nach Sicherheit, nach Frieden, nach Geborgenheit und Gemeinsamkeit bei Gott.“
Gerade dieses Ende gehe ihm sehr nahe, betont Knop, der selbst als Sänger an der Aufführung mitwirkt. „Dieses innige Gebet ist für mich eine Brücke zu dem, was gerade in der Ukraine geschieht. Da kann man auch nur beten, dass dieses Schreckliche, was da passiert, zu Ende geht. Diese Sehnsucht des Menschen nach Frieden und Geborgenheit ist die Verbindung.“
Er denke bei der „Sea Symphony“ aber auch an die Flüchtlinge, die über das Mittelmeer nach Europa zu kommen versuchen. „Das haben wir ja auch erlebt, dass Menschen, die Freiheit und ein neues Leben haben wollen, den Gewalten des Meeres ausgesetzt sind und dort auch sterben. Insofern geht mir dieses Werk ziemlich nahe. Es fällt mir am Ende sogar schwer, das zu singen. Ich kann mich da von der augenblicklichen Situation nicht lösen.“
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Das Konzert beginnt am Samstag, 26. März, um 18 Uhr im Lippstädter Stadttheater. Karten gibt es im Vorverkauf in der Kulturinformation im Rathaus, Telefon: (0 29 41) 5 85 11, sowie an der Abendkasse.
*Rund 100 Sängerinnen und Sänger wirken an der Aufführung der „Sea Symphony“ im Lippstädter Stadttheater mit. Das Bild zeigt eine Probe in der der Konrad-Adenauer-Realschule in Hamm unter der Leitung von Burkhard A. Schmitt.
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