Wernigeroder Kammerorchester überzeugt mit „Londoner Bach“
LIPPSTADT Es war ein Konzert der breitgefächerten Stimmungspalette, das der Lippstädter Musikdirektor Burkhard A. Schmitt als Orchesterleiter mit dem Philharmonischen Kammerorchester Wernigerode anbot. Und es hatte im ersten Programmteil den Reiz der Begegnung mit Kompositionen, die nicht allzu häufig auf Konzertprogrammen erscheinen. Das erstaunt ein wenig, im Blick auf Johann Christian Bach, dessen Bedeutung nicht nur in einer Fülle spritziger Werke zu sehen ist, mit der er als „Londoner Bach“ das Feld der großstädtischen Musik beherrschte. Mindestens so bedeutend war er für seine komponierenden Zeitgenossen und nicht zum mindesten auch für die herumreisende Mozart-Familie. Was Johann Christian Bach der Musik an Dynamik, spannungsvollem Innenleben und klanglicher Beweglichkeit angeboten hat, war genau der Interpretationsansatz von Burkhard A. Schmitt, dem das Philharmonische Kammerorchester Wernigerode mit Intensität, bei aller Konzentration klanglich völlig unverkrampft und klangsensibel folgte. So war es kaum verwunderlich, dass sich das reine Hörerlebnis bei den erfüllten langsamen Sätzen besonders ausgeprägt einstellte. Und das beim Andante der Sinfonie B-Dur op. 18 Nr. 2 von Johann Christian Bach ebenso wie im Andante des Konzertes für Oboe und kleines Orchester D-Dur von Richard Strauss, in dessen großen attacka-Bogen sich fast die ganze Kompositionsgeschichte des Komponisten niederschlägt. Leonie Dessauer (Oboe) war die prachtvolle Solistin, die dem Werk auf der Basis technischer Souveränität bis in die verästelten Kadenzen hinein die Spritzigkeit wie die treffliche Oboen-Klangseligkeit gab. Im zweiten Programmteil dann die wohl bekannteste Sinfonie Wolfgang Amadeus Mozarts, die „Große g-Moll“, immer einer der Höhepunkte in „eines Dirigenten Erdenwallen“. Die begrenzte Zahl der Ausführenden in einem Kammerorchester musste zunächst ein wenig überraschen, weil so die Bläser in klangliche Übermacht gerieten. Dass Burkhard A. Schmitt aber mit zügigen Tempi und sensiblem Aushorchen der Partitur hier Ausgleich zu schaffen wusste, da war beachtlich und fand besonders in den musikantischen Flötistinnen beste Interpretinnen. So wurde es eine erfreuliche Begegnung mit allen Gästen, Komponisten wie Ausführenden. Und was könnte dafür ein deutliches Indiz sein als ein konzentriertes, hustenfreies Publikum in bronchialverseuchten Zeiten.
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