Vollendete Musik für die Leidtragenden: Brahm-Requiem im Lippstädter Stadttheater

*Klanglich etwas unausgeglichen, fand Manuela Uhl (Sopran) aber trotzdem die Wärme mütterlicher Zuwendung. Fotos: Tuschen

Auch in der klassischen Musik hat sich das Leben zumindest einigermaßen wieder normalisiert. Und so konnte der Städtische Musikverein Lippstadt am Samstag endlich das eigentlich schon für Februar geplante „Deutsche Requiem“ von Johannes Brahms im Stadttheater aufführen. Das Publikum erlebte dabei einen großen Oratorienabend.

03.11.2021; Der Patriot

Von Alfred Kornemann

Lippstadt – Es ist schon ein großer Trost-Zuspruch, dieses „Deutsche Requiem“ von Johannes Brahms, das er selbst nach Bibeltexten zusammengefügt hat. Trost möchte er damit den Hinterbliebenen vermitteln. „Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden.“ Und so bleibt diesen auch die Grundaussage erhalten, selbst wenn der Beginn des Requiems eine bedeutend schwere Last aufzuladen scheint, die im Schlusschor durch die Bestätigung des Eingangschors aufgelöst wird.

So wird die gewollte Tendenz des überwältigenden Werkes als vollendete Musik für die Leidtragenden zur Zentralaussage. Dass dies aber in der gebotenen Vollkommenheit gelingen konnte, das hatte wohl insgesamt mit einer Art von Befreiung zu tun, die allgemein dem endlich möglichen künstlerischen Wirken Raum zu geben schien.

Burkhard A. Schmitt, künstlerischer Leiter des Abends, war in jedem Augenblick von hochkonzentriertem Elan, ganz dem Werk zugewandt, das dem weiten Feld von Choristen und Orchester eindrucksvoll gelang. Eine bedeutende Leistung, denn immerhin versammelten sich der Konzertchor Lippstadt, Mitglieder des Konzertchors des Städtischen Musikvereins Hamm, des Philharmonischen Chors Siegen und des Konzertchors Wirges sowie die Neue Philharmonie Westfalen zu anspruchsvollem Überbringen der Botschaft von Johannes Brahms. Der Chorsopran erschien neben den Alt- und Männerstimmen leicht dominant, was aber bei den Pianissimostellen dem Chorklang diente.

Bei den Solisten war Manuela Uhl (Sopran) nicht ganz auf der Höhe ihrer üblichen Leistungsfähigkeit und darum klanglich etwas unausgeglichen, fand aber trotzdem die Wärme mütterlicher Zuwendung.

Jaco Venter (Bariton) war als Solist für den erkrankten Jean-Christophe Fillol eingesprungen, war jedoch mit dem Requiem vertraut. Dem erfahrenen Opernsänger aber geriet die Partie etwas ungewohnt rau.

Das Publikum im Stadttheater hatte einen großen Oratorienabend erlebt und dankte dafür mit großer Herzlichkeit.

*Jaco Venter war kurzfristig für den erkrankten Jean-Christophe Fillol eingesprungen.

*In jedem Augenblick von hochkonzentriertem Elan: Burkhard A. Schmitt