Vollkommenes Musizieren

Trio Con Brio Copenhagen begeistert in der Jakobikirche

von Alfred Kornemann

LIPPSTADT Was macht vollkommenes Musizieren aus? Nicht das Streben nach Perfektion, schon gar nicht nach technischer Souveränität — das muss bei einem Ensemble wie dem hochrenommierten Trio con Brio Copenhagen, das am Samstag in der Lippstädter Jakobikirche zu Gast war, als selbstverständlich vorausgesetzt werden. Was das Ensemble mit Soo-Jin Hong (Violine), Soo-Kyung Hong (Violoncello), und Jens Elvekjaer (Klavier) aber auszeichnet, ist der nie nachlassende sensible Umgang mit den Werken des Programms, die ständige Konzentration auf das Kompositionszentrum.

Dieses Zentrum war bei den erst vor wenigen Jahren entstandenen Klaviertrio „Phantasmagoria“ des Dänen Bent Sørensen, für die Kopenhagener Interpreten geschrieben, das Verschwinden vermeintlich gesicherter Assoziationen, verwischt durch die Glissandi der Streicher.

Dabei leistet die Klangschönheit der „Dolcissimo“ bezeichneten Sätze so etwas wie den Trostcharakter für die vorausgegangene Verunsicherung in den „Misterioso“-Sätzen. Wem hier die Hörgewohnheit für ein Stück des 21. Jahrhunderts fehlte, den fesselte doch die Klangintensität der Interpreten.

In einer Zeit musikalischer Dauerberieselung kann der Sinn für die Bedeutung von Musik hinter der Frage nach der Nützlichkeit verschwinden, wie sie dem Komponisten Dmitri Schostakowitsch oft genug gestellt wurde. Diese löst sich auf, gleichgültig, bei welchem Genre, wenn deutlich hohe Maßstäbe an Werk und Interpreten gelegt werden.

Das geschieht landläufig ja nur zu selten. Welches Glück dann, wenn man bei einem Konzert mit dem Trio con Brio Copenhagen ein Ensemble erleben darf, das den Erwartungen an höchste Interpretenkultur so vollkommen entspricht. Dmitri Schostakowitschs Klaviertrio Nr. 2 ist im Zentrum von Trauer bestimmt, dem Andenken seines Freundes Iwan Sollertinski gewidmet. So sind die einzelnen Sätze von dessen liebenswürdigem Verhalten ebenso geprägt wie von seiner Scharfzüngigkeit und von seinem kaum fassbaren geistigen Horizont.

So entsteht ein Werk von ebensolcher Sensibilität, feiner Heiterkeit und packender Dynamik. Stand das Beaux Arts Trio bei diesem Werk lange auf einsamer Interpretationshöhe, so hat sich nun zweifellos das Trio con Brio an seine Seite gestellt.

Felix Mendelsohn Bartholdys Klaviertrio opus 49 gehört zu den beliebtesten Werken dieses Genres. Das ist verständlich, lässt man diese klanglich gesangvolle Komposition so in sich selbst schwingen, wie es dem wunderbaren Trio aus Copenhagen bei diesem Kammerkonzert des Städtischen Musikvereins gelang.

Und als Zugabe dann noch ein Satz aus Antonin Dvoráks berühmten „Dumky-Trio“, der glanzvolle Abschluss eines Konzertabends vollkommenen Musizierens.