Beeindruckendes Chorkonzert des Städtischen Musikvereins zum Totensonntag
LIPPSTADT Es war ein Programm der gedeckten Klangfarben, des Aufbegehrens und der Ergebung, mit dem der Städtische Musikverein gemeinsam mit den Bochumer Symphonikern unter der Leitung von Burkhard A. Schmitt den Totensonntag beging. So waren es deutlich die tiefen Streicher, die den Klangcharakter des Abends bestimmten, besonders deutlich die Bratschen, aber auch das Cello, das Josef Weinheber in einem Gedicht sagen lässt „Ich warne nicht. Ich weine mit. Ich tröste.“ Johannes Brahms gab mit seiner dramatischen, dabei von tiefem Ernst getragenen „Tragischen Ouvertüre“ op. 81 die Grundstimmung eines Programmes vor, das den Opfern und den Überlebenden der Anschläge von Paris und des Airbus-Absturzes über der Sinai-Halbinsel gewidmet war, das aber an keiner Stelle, und dafür muss man ja gerade heute sehr dankbar sein, irgendeine Form von Verängstigung verbreitete. Wenn die Violinen in diesem Orchesterwerk noch etwas scharf, kantig klagen gegenüber dem runderen Klang der Holzbläser und des Belch, so verstanden sie sich gemeinsam mit den führenden Violen zu wunderbar geschlossenem Klang in der verständlicherweise meistaufgeführten Alt-Rhapsodie für Alt-Solo, Männerchor und Orchester op. 53 von Johannes Brahms. Diese zutiefst aufgewühlte, aufwühlende Komposition bedarf einer emotional betroffenen, zugleich aber auch den Goethe-Text als Kunstwerk vermittelnden Künstlerin. Welch ein Gewinn, dass Burkhard A. Schmitt in Monica Mascus eine Sängerin gefunden hatte, die der Komposition mit einer durch alle Lagen ausgeglichenen, sensibel geführten Stimme auf wunderbare Weise entsprach. Der musikalische Leiter selbst schuf mit dem Orchester einen einfühlsamen, erfüllten Begleitklang und gab mit klangvoller Schlichtheit des Männerchores dem Werk eine „herzquickende“ inhaltliche Wendung. Mit dieser Interpretation gewann der Abend sein Zentrum. Dass danach der Psalm 13 für Frauenchor und Streichorchester op. 27 trotz intensivsten Einsatzes, von Schmitt (er ist ein glänzender Chordirigent) eigentlich belanglos wirkte, trotz des bestens präparierten Frauenchores, ist der nicht hochinspirierten Komposition geschuldet. Wie konzentriert in der orchestralen Verdichtung, wie eindringlich und stimmungssicher ist dagegen die „Nänie“ op. 82, in der der Chor des Musikvereins seine ganze Klangdifferenziertheit verbunden mit hoher Elastizität einbringen konnte. Prachtvolle dynamische Breite zeichnete den Chor auch im „Schicksalslied“ op. 54 aus. Das Orchester begeisterte besonders in dieser Komposition durch hohe Einfühlsamkeit, aber auch ein klangliches Selbstbewusstsein, das die ganze Bildhaftigkeit des Textes bravourös nachzeichnete. Gustav Mahlers bekanntes Adagietto aus seiner 5. Sinfonie gab Burkhard A. Schmitt Raum für ein engagiertes, in den dynamischen Steigerungen suggestives, höchst eindrucksvolles Orchesterdirigat. Und wenn Monica Mascus in Richard Wagners erstem der „Wesendoncklieder“ den Engel nieder- und aufwärts schweben lässt, dann ist das Hörerglück vollkommen. So war der Totensonntag voll des Trostes.
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