Händel, Satie und Rammstein – passt das zusammen? Mit ihrem Programm „Closer to Paradise“ zeigen Spark – die klassische Band – und der Countertenor Valer Sabadus, dass dies sehr wohl geht. Als Grenzgänger zwischen den Musikstilen brachten sie das auf die Bühne, was man sich nur schwer zusammen vorstellen kann. Dafür feierte das Publikum hymnisch die Band und den Countertenor beim Konzert des Städtischen Musikvereins in der Lippstädter Jakobikirche.
13.12.2023; Der Patriot
Von Dagmar Meschede
Lippstadt – Es ist diese Wahnsinnsstimme, die sich einprägt. Wenn der Countertenor Valer Sabadus singt, erzählt er allein mit dem Anschlag seines Tonfalls Geschichten. Dramen liegen darin, Sehnsucht, Melancholie, Schmerz und Leidenschaft. Man staunt über diesen Sänger, der stimmlich so kristallklar, elegant und ausdrucksstark Höhen und Tiefen meistert. Seine Stimme überstrahlt alles.
Gleich in Händels Arie „Augelletti, che cantate“ ist es zu hören. Sabadus singt hier die Partie der Almirena aus der Oper „Rinaldo“ – und wie. Sinnlich und emotional bringt er die Sehnsucht Almirenas nach ihrem Geliebten zum Ausdruck. Die Band Spark tritt dabei eher in den Hintergrund und überlässt dem Countertenor das Feld. Musiker und Sänger bilden mit ihrer Interpretation eine wunderbare Einheit. Händel klingt da mitunter ganz klassisch, was eher untypisch für Spark ist.
Schließlich ist die Band bekannt dafür, dass sie klassische Musik in einen modernen Kontext stellt. Jede Menge Blockflöten tummeln sich sauber nebeneinander gereiht auf der Bühne und kommen natürlich alle zum Einsatz. Hinzu kommen eine Melodica, Cello, Geige und Klavier.
Gegliedert ist das Konzertprogramm in vier Teile, in denen Musiker und Sänger die verschiedenen Facetten des Sehnsuchtsgedankens unterschiedlich klanglich erkunden und dabei Musikepochen und Stile durcheinander mixen. Das gelingt übrigens erstaunlich gut.
Um historische Authentizität geht es dabei nicht. Im Spiel entwickelt die Band ihre eigene Dynamik – den lustvollen, temporeichen und unverwechselbaren Spark-Sound. Die Band durchbricht immer wieder die Grenzen der Klassik und streift folkähnliche Elemente oder Popmusik. Und manchmal rockt es auch etwas wilder. Vollkommen stimmig wirkt es, wenn beispielsweise Spark und Sabadus auf Robert Schumanns „In der Fremde“ ihre ganz eigene, an einen Musical-Sound erinnernde, Version von Rammsteins „Seemann“ folgen lassen. Klassische Musik und das Lebensgefühl des 21. Jahrhunderts finden hier zusammen.
Das Programm „Closer to Paradise“ haben die Band Spark und der Countertenor Valer Sabadus zusammen erarbeitet. Der 37-jährige Countertenor gehört zu den renommiertesten Sängern seines Fachs. Zweimal erhielt er den Echo-Klassik-Preis. 2020 bekam er den Händel-Preis der Stadt Halle verliehen, 2022 folgte der Kulturpreis Bayern. Kurz vor seinem Auftritt in Lippstadt konzertierte er in der Hamburger Elbphilharmonie. Neben seinen Barockmusik-Interpretationen zieht es Sabadus aber auch immer wieder über die Grenzen der klassischen Musik hinaus. So arbeitete er unter anderem mit dem Rapper Samy Deluxe zusammen.
Ausdrucksstark und kristallklar war die Stimme des Countertenors Valer Sabadus.
Preisträger von „Jugend musiziert“ geehrt
Im Vorfeld des Konzerts zeichneten Bürgermeister Arne Moritz und der Musikvereinsvorsitzende Dr. Peter Knop vom Städtischen Musikverein zwei Lippstädter Nachwuchsmusiker aus, die zu den Preisträgern des Regionalwettbewerbs „Jugend musiziert“ gehören. In der Solowertung Klavier belegte Nicolas Arjona Ramirez mit 19 Punkten den zweiten Platz. Tim Eichhorn (ebenfalls Klavier) kam mit 21 Punkten gar auf einen ersten Platz.
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