Sie gilt als die romantische deutsche Oper schlechthin, „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber. Wie mutet es da an, dieses Werk in der Version eines Swing-Trios zu hören? Eine Oper im Jazzformat: Die erlebte am Sonntag das Publikum des Musikvereinskonzerts in der Lippstädter Jakobikirche. Es wurde ein außergewöhnlicher Abend mit einem exzellenten Ensemble.
15.03.2022; Der Patriot
Von Marion Heier
Lippstadt – Das Rüschenbaum-Trio ist mit Namensgeber und Schlagzeuger Harald Rüschenbaum, Professor Daniel Mark Eberhard am Klavier und Uli Fiedler am Kontrabass hochkarätig besetzt. Als Erzähler haben sie den Historiker und Germanisten Wolfgang Griep dabei, der mit seiner gewitzten Art die Handlung der tragischen Oper (Libretto: Friedrich Kind) in die Gegenwart transportiert.
Das Programm, eines von mehreren Experimenten, in denen das Ensemble Klassisches und Traditionelles wie Volkslieder mit Modernem verbindet, wird zu einem außerordentlichen Erlebnis. Hier spürt man sogleich, dass sich Musiker zusammengefunden haben, die sich ganz kreativ damit beschäftigen, Tradiertes im Hier und Jetzt einzuordnen und es mit einem neuen Geist zu versehen.
Während Griep sich gewissenhaft am Libretto entlanghangelt und mit aktuellen Bezügen inhaltlich voranführt, wird die Leidenschaft der Musiker für den Jazz deutlich spürbar. Fragmentarisch an der Partitur festhaltend, an der sich Melodien der bekannten Lieder und Arien ausmachen lassen, gleiten die drei sogleich in die Ebene der Blue Notes. Wie intensiv und doch gleichzeitig von einer selbstverständlichen Leichtigkeit getragen, geben sie quasi einer neuen Gattung Raum.
Nicht, dass die Vermischung von Klassik und Jazz neu wäre, aber mit dem Rüschenbaum-Trio erlebt die Melange eine ganz besondere Form der Darbietung. Die harmonische Ausgestaltung wechselt ständig zwischen Klassik und Jazz, die Stile sind nicht voneinander zu trennen, sie verschwimmen zu einem neuen Klangbild.
Da werden Melodiefetzen hörbar, doch verschmelzen sie sogleich mit reichhaltigen und wohltuenden Jazzharmonien. „Durch die Wälder, durch die Auen“ ist so ein Gassenhauer aus dem „Freischütz“, den fast jeder kennt. Aber auch Agathas Arie „Wie naht mir der Schlummer“, der Chor der Brautjungfern oder der Jägerchor werden zu feinfühligen Jazzballaden und schwungvollen Bebop-Nummern von großartiger Weite.
Da lässt Daniel Mark Eberhard das Barpiano erklingen, gleitet er – die Töne präzise auswählend – über die Klaviatur hinweg, vertieft sich Uli Fiedler in einen treibenden Bass. Und Harald Rüschenbaum? Der ist ein Kaliber für sich. Stick, Besen oder Schlägel – er weiß die Stimmung des Schlagwerks haarfein auszuloten und verleiht den Arrangements so eine perfekte Würze. Der Herr, der da so verschmitzt hinter Snare und Becken sitzt, ist so fröhlich bei der Sache, dass es eine Freude ist, ihm zuzusehen.
Wie Eberhard in der Pause erzählt, „sitzt er zwar hinter mir, aber ich spüre ihn“. Umso anerkennenswerter ist das großartige Zusammenspiel der drei, die selbst die hervorragende Akustik in der Kirche loben. Das Publikum ist gefesselt und bedankt sich in Worten und Taten: mit stehenden Ovationen.
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