Wunderbares Menü ohne Hauptgang

Das Concilium musicum Wien musizierte in der Jakobikirche

LIPPSTADT  „Grüße aus Wien“ überbrachte beim jüngsten Kammerkonzert des Städtischen Musikvereins in der Lippstädter Jakobikirche das Concilium musicum Wien. Da sich diese Vereinigung um immer neue Kompositionsfunde bemüht, diese dann möglichst adäquat auf entsprechend historischem Instrumentarium vorstellt, konnte man einen anregenden Konzertabend erwarten. Nun hat gerade dieses Instrumentarium ein insgesamt begrenztes Klangvolumen, schafft damit einen intimen Musiziercharakter mit Nähe zur Hausmusik, dies aber keineswegs abwertend gemeint. Wer die österreichische Speisekarte kennt weiß, dass er sich auf ein in jeder Weise vollkommenes Menü freuen kann. Da ist zunächst die phantasievolle Vorspeise, und die wurde von den Musikanten durch Joseph Haydns Divertimento op. 5 Nr. 5 mit gebremstem Temperament, aber sehr klangschön serviert. Johann Georg Albrechtsbergers Partita D-Dur erzielte besondere Aufmerksamkeit durch das Mitwirken der Viola D’amore, einem Instrument mit Schwingsaiten, nirgendwo so erinnerungsstark eingesetzt wie in der „Johannespassion“ von Johann Sebastian Bach. Danach dann Wolfgang Amadeus Mozart mit einem kleinen Quartett in D-Dur, höchst musikantisch, unaufgeregt mit selbstverständlicher Technikkompetenz gespielt. So viel zur Vorspeise. Nach der Pause die Nachspeise mit Sinfonia, Wiegenlied und Tanz von Paul Angerer, einem Begründer des Wiener Ensembles. Mit hoher Klangkultur und rhythmischer Intensität wurden diese Stücke gespielt, die unprätentiös den Kompositionsstil der sechziger Jahre vertraten. Danach, wie könnte es bei einem Gast aus Wien anders sein, „Tanzmusik“ von Vater und Sohn Johann Strauß, mit leicht schlamperter Akkuratesse gespielt, und Joseph Lanner, dazu eine sehr klangsensibel gespielte Zugabe. Vor- und Nachspeise, wunderbar. Mir aber fehlte der etwas gewichtigere Hauptgang, den Wiener Komponisten durchaus zu kredenzen vermögen. Aber auch so war es eine Freude, dem lebensvollen Musizieren der Instrumentalisten des Concilium musicum Wien zuzuhören, der Flötistin Gertraud Wimmer, Robert Neumann (Violine), Christoph Angerer (Viola und Viola D’amore) und dem Cellisten Günter Schlagerl.